21 Bergwacht-Anwärter bestehen ihrer Winterprüfung am Rossfeld
Familie Schaupp mit ihrem Wintersportgebiet unterstützt seit vielen Jahren die Bergwacht-Region bei Ausbildung und Übungen
BERCHTESGADENER LAND/TRAUNSTEIN/ALTÖTTING (ml) – Frische Luft im Freien, Schnelltests am Morgen in der Marktschellenberger Bergrettungswache, Kleingruppen mit wenigen Teilnehmern, Abstand, reduzierte Kontakt-Zeiten und Masken haben es trotz der Corona-Pandemie möglich gemacht: 26 Anwärter der Bergwacht-Region Chiemgau, darunter vier Wiederholer aus dem Vorjahr, haben am vergangenen Sonntag ihre Winter-Prüfung am Rossfeld absolviert, wobei 21 Teilnehmer alle Aufgaben erfolgreich gemeistert und bestanden haben. Fünf Anwärter müssen nochmals antreten, da sie bei der Suche mit dem Lawinen-Verschütteten-Suchgerät (LVS) nicht schnell genug waren oder beim Flaschenzug Fehler gemacht haben. 16 ehrenamtliche Prüfer begleiteten die Frauen und Männer in der Vorbereitung und bei den Tests.
Die Familie Schaupp mit ihren Rossfeld-Skiliften hat die Bergwacht wie bereits in den Vorjahren und vorwenigen Wochen auch beim Kurs der Lawinenhundestaffel (wir berichteten) tatkräftig unterstützt, kostenlose Liftfahrten ermöglicht, das Gelände zur Verfügung gestellt und das Lawinenfeld mit der Pistenraupe für die Übungen präpariert; und das, obwohl im Winter 2020/2021 aufgrund des Corona-Lockdowns kein Liftbetrieb möglich war und die Kassen des Unternehmens leergeblieben sind. „Herzlichen Dank an Geschäftsführer Josef Schaupp und sein Team für die anhaltende Unterstützung seit vielen Jahren bei der Winterprüfung!“, lobt Bergwacht-Regionalgeschäftsführer David Pichler.
Prüfungsthemen waren der sichere Patiententransport im Akja, der auch im Steilgelände am Seil abgelassen und mit einem Flaschenzug wieder aufgezogen werden musste, der Verankerungsbau im Schnee, Schnee- und Lawinenkunde und die LVS-Suche, wobei zwei Verschüttete innerhalb von sieben Minuten gefunden werden mussten. „Mit Blick auf unsere bisweilen sehr komplexen und auch gefährlichen Einsätze ist ein stetes Ausbildungs- und Prüfungsgeschehen auch in Corona-Zeiten absolut unverzichtbar, um einerseits unseren Aufgaben als alpiner Rettungsdienst weiterhin bestmöglich gerecht zu werden und andererseits auch unsere Einsatzkräfte zu lehren, Gefahren im Einsatz soweit als möglich zu minimieren“, erklärt Bergwacht-Regionalleiter Dr. Klaus Burger, der am Sonntag die Prüfung am Rossfeld live verfolgte und den Anwärtern gratulierte.
Eignungstest am Jenner
Insgesamt knapp 60 Anwärter aus den 15 Bergwachten der Region Chiemgau haben sich in den letzten beiden Wochen an mehreren Terminen ihren Prüfungen unterzogen. Obwohl im Tal schon vielerorts der Frühling gegrüßt hat, waren bereits am 21. Februar knapp 30 junge Frauen und Männer beim Eignungstest am Jenner. „Wir konnten unter besten Voraussetzungen prüfen. Herzlichen Dank an die Skiwacht und die Freiwilligen bei der Durchführung der Schnelltests, allen, die bei der Vorbereitung und Durchführung geholfen haben, insbesondere auch an die Verantwortlichen der Jennerbahn und des Rossfeldlifts. Dort hat die Familie Schaupp mit einem immensen Aufwand das große Lawinenfeld zur Prüfung aufgeschüttet und gewisse Teile der Piste gewalzt, um die Akja-Themen zu prüfen“, lobt Ausbildungsleiter Christian Auer, der trotz der erschwerten Bedingungen durch die Pandemie ein positives Fazit zieht: „In allen Bergwachten der Region wird sehr gut auf einem stabil hohen Niveau ausgebildet. Die jeweils fünf beim Eignungstest und bei der Prüfung durchgefallenen Teilnehmer haben individuelle Fehler gemacht, die wir intensiv nachbesprochen haben, wobei klar wurde, dass selten ein fehlendes Gesamtwissen ausschlaggebend war.“
Auer beklagt die tendenziell schneearmen Winter und die geschlossenen Pisten, die über die Jahre hinweg und speziell nochmals aufgrund der reduzierten Trainingsmöglichkeiten während des Corona-Lockdowns dazu geführt haben, dass die Ski-Technik allgemein nicht mehr so gut wie früher ist. Als völlig normal schätzt er ein, dass das abgefragte Wissen bei den jungen Teilnehmern vor allem erlerntes Fachwissen ist, das sie sich erst mit zunehmendem Alter und weiterer eigener alpiner Erfahrung tiefgehender einprägen können. Er betont dabei, dass sowohl Ausbilder als auch Einsatzkräfte nach dem Motto „man lernt nie aus“ ständig durch die aktuelle Technik- und Material-Weiterentwicklung gefordert sind und am Ball bleiben müssen.