22-Jähriger stürzt auf der Watzmann-Überschreitung tödlich ab – drei weitere Notfälle am Watzmann
RAMSAU BEI BERCHTESGADEN/RAMSAUER FORST - Die ehrenamtlichen Einsatzkräfte der Bergwacht Ramsau waren wegen des anhaltend schönen Bergwetters während der vergangenen Tage viermal hintereinander am Watzmann gefordert, wobei sie einen tödlich auf der Überschreitung abgestürzten 22-Jährigen nicht mehr retten konnten.
Erschöpfter im Südspitz-Abstieg
Am Montagmittag (12. August) brauchte kurz nach 12 Uhr ein im Watzmann-Südspitz-Abstieg erschöpfter 35-jähriger Urlauber aus Nordrhein-Westfalen mit akuten Kreislaufproblemen Hilfe. Die Besatzung des Traunsteiner Rettungshubschraubers „Christoph 14“ setzte Notarzt und Bergretter mit der Winde an der Einsatzstelle in rund 2.200 Metern Höhe ab, die den Mann medizinisch versorgten, während der Pilot am Landeplatz in 2.350 Metern wartete. „Christoph 14“ holte dann in zwei Windengängen den Patienten, den Arzt und den Bergretter ab und flog sie ins Tal. Von dort aus gings im Heli weiter zur Kreisklinik Bad Reichenhall. Vier Bergretter waren bis 13.30 Uhr im Einsatz.
22-Jähriger stürzt auf der Watzmann-Überschreitung tödlich ab
Am Samstagabend gegen 19.50 Uhr mussten insgesamt 22 Ramsauer Bergretter ausrücken, um die Polizei bei der Suche nach einem auf der Watzmann-Überschreitung vermissten 22-jährigen aus Mittelfranken zu unterstützen. Der junge Mann und sein Begleiter waren zunächst zusammen nach einer Übernachtung am Watzmannhaus aufs Hocheck gegangen, wo der Begleiter dann nach einer längeren Pause am Gipfel gegen 10.30 Uhr wieder umkehrte, da er die Überschreitung aufgrund des durchwachsenen Wetters mit Wind, Nebel und nassem Fels nicht machen wollte. Als der 22-Jährige dann am Abend nicht ins Tal zurückkehrte und sich auch telefonisch nicht mehr meldete, informierte der besorgte Begleiter die Polizei. Während „Edelweiß 1“ mit einem Polizeibergführer und einem Bergretter bei anspruchsvollen Windverhältnissen in der einsetzenden Dämmerung den Grat aus der Luft absuchte, kontrollierten weitere Bergretter telefonisch und mit zwei Fahrzeugen die Stuben- und Mitterkaseralm, Kühroint, das Watzmannhaus, das Wimbachschloss und die Grieshütte und bauten für die Suche ein Funk-Gateway im hinteren Gries auf. Weitere Retter standen mit Bohrmaschinen und Seilen für eine mögliche Rettung am Tallandeplatz bereit. Die Bergwacht Traunstein brachte ihren Heli-Tankanhänger in die Ramsau und das Team des Technikbusses rückte mit der Wärmebild-Drohne aus. Die Heli-Besatzung fand den tödlich Abgestürzten dann westlich unterhalb der Mittelspitze, wo er am Sonntagmorgen im Gelände geborgen, mit der Winde aufgenommen und ins Tal geflogen wurde. 22 Bergretter waren gute zwei Stunden im Einsatz.
Die Grenzpolizeiinspektion Piding übernahm unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft Traunstein die Todesermittlungen und bittet eventuelle Zeugen um Hinweise, da die genauen Umstände noch unklar sind: Kann sich jemand an den Mann erinnern? Der Verunglückte trug am Unfalltag eine schwarze Hose, schwarze Fleecejacke und hatte auch einen dunklen Rucksack. Eine ebenfalls schwarze Hardshell-Jacke lag im Rucksack. Er hatte südasiatisches Aussehen, schwarze, mittellange Haare, war rund 175 cm groß und sprach deutsch. Der Begleiter gab an, dass der 22-Jährige einer bisher unbekannten Bergsteiger-Gruppe gefolgt sei; die sich für weitere Hinweise unbedingt bei der Polizei melden soll.
Massive Muskelkrämpfe im Abstieg vom Watzmann-Hocheck
Am Samstagnachmittag (10. August) brauchte gegen 13.20 Uhr eine 55-jährige Münchnerin im Abstieg vom Hocheck zum Watzmannhaus Hilfe, da sie nach rund zehn Gehminuten mit massiven Muskelkrämpfen nicht mehr weiterkam. „Christoph 14“ nahm am Ramsauer Sportplatz zwei Bergretter auf und flog über die Westseite durchs Wimbachgries an, da die Ostseite des Bergs weitgehend wolkenverhüllt war. Der Heli konnte dann beide in einer Wolkenlücke zwischen Hochstieg und Hocheck-Gipfel mit der Winde absetzen, so dass sie nur wenige Minuten weiter bis zur Patientin gehen mussten. „Christoph 14“ holte dann in zwei Windengängen jeweils einen Bergretter mit der 55-Jährigen und mit den Rucksäcken ab und flog alle ins Tal. Der Begleiter der Frau, der bereits vorab zum Haus abgestiegen war, um Hilfe zu holen, stieg selbst weiter ab und übernahm dann die 55-Jährige nach kurzer Untersuchung durch den Heli-Notarzt. Neun Bergretter waren gute zwei Stunden im Einsatz und holten für den Heli auch den Tankanhänger aus Berchtesgaden.
Schmerzhafte Knieverletzung am Watzmann-Hocheck
Am Donnerstagmittag (8. August) brauchte kurz nach 12.30 Uhr eine fünfköpfige Wandergruppe am Watzmann-Hocheck Hilfe, da sich ein 59-Jähriger bei einem Sturz am Weg zwischen Wetterstation und Falzalm am Knie verletzt hatte. Die Bergwacht rückte zunächst mit zwei Fahrzeugen aus, um den Verletzten zu versorgen, mit der Gebirgstrage bis zur Mitterkaseralm zu transportieren und dann ins Tal zu fahren, forderte dann aber wegen der starken Schmerzen den Landrettungsdienst des Berchtesgadener Roten Kreuzes mit Notarzt und Rettungswagen nach. Da der Patient aber wegen der starken Schmerzen nicht mehr mit der Gebirgstrage bewegt werden konnte, forderte der Einsatzleiter „Christoph 14“ nach. Die Besatzung setzte ihren Notarzt mit der Winde an der Einsatzstelle ab, nahm den versorgten 59-Jährigen dann mit der Winde auf und flog ihn zur Kreisklinik Bad Reichenhall. Acht Bergretter waren bis 15.30 Uhr unterwegs.