· Einsätze

Bergwacht Berchtesgaden seilt verletzten Kletterer 150 Meter aus der Göll-Westwand ab

BERCHTESGADEN/SCHÖNAU AM KÖNIGSSEE – Die Einsatzkräfte der Bergwacht Berchtesgaden waren während der vergangenen Schönwetter-Tage wieder intensiv und zum Teil bei mehreren zeitgleichen Notfällen gefordert, darunter ein tödlicher Absturz in der Watzmann-Ostwand (wir berichteten) und eine aufwendige 150-Meter-Abseil-Aktion für einen verletzten Kletterer am Kleinen Trichter (VII+) in der Göll-Westwand.

Armverletzung am Schneibsteinhaus, ausgekugelte Schulter auf der Seeau, Sprunggelenksverletzung am Obersee, Kreislauf am Jenner-Königsbach & Verstiegene am Kehlstein und im Pflugtal
Am Montagvormittag (16. August) gegen 10.30 Uhr musste die Bergwacht Berchtesgaden eine am Schneibsteinhaus gestürzte 64-jährige Urlauberin aus Sachsen wegen einer Armverletzung versorgen und per Fahrzeug ins Tal bringen; mit dem Rettungswagen des Berchtesgadener Roten Kreuzes gings für die Frau dann weiter zur Kreisklinik Berchtesgaden. Am Sonntagnachmittag (15. August) gegen 15 Uhr musste die Besatzung des Traunsteiner Rettungshubschraubers „Christoph 14“ einen 56-Jährigen aus dem Landkreis Traunstein holen, der sich im Gebiet der Seeaualm östlich oberhalb des Königssees die Schulter ausgekugelt hatte. Eine Rettungswagen-Besatzung des Berchtesgadener Roten Kreuzes übernahm den notärztlich versorgten Verletzten am Scheewinkl-Landeplatz und brachte ihn dann in die Kreisklinik Bad Reichenhall. Gleichzeitig waren Berg- und Wasserwacht am Westufer des Obersees im Einsatz, wo sich eine 56-jährige Urlauberin aus Rheinland-Pfalz am Sprunggelenk verletzt hatte. Die Retter versorgten die Frau, brachten sie nach Salet und mit dem Boot zur Seelände; von dort aus gings mit dem Reichenhaller Rettungswagen weiter zur Kreisklinik Bad Reichenhall. Ebenfalls gleichzeitig brauchte eine intern erkrankte 84-jährige Urlauberin aus Unterfranken im Bereich des Steinernen Bankerls am Jenner Hilfe. Die Bergwacht versorgte sie, fuhr sie ins Tal und übergab sie an die Rettungswagen-Besatzung des Berchtesgadener Roten Kreuzes, die sie in die Kreisklinik Berchtesgaden einlieferte.

Am Sonntagvormittag meldeten sich kurz nach 10.30 Uhr ein an der Hand verletzter Mann und zwei Frauen vom Kehlstein, da sie vom Steftensteig abgekommen waren und im unwegsamen Gelände festsaßen. „Christoph 14“ und die Bergwacht Berchtesgaden fanden die Verstiegenen, sicherten sie, nahmen sie per Winde auf und flogen sie aus. Während des Einsatzes war der Notruf eines weiteren Verstiegenen eingegangen, der eigentlich über das Alpeltal absteigen wollte, versehentlich ins Pflugtal geraten war und dann auf der steilen Bergwiese unterhalb des Pflughörndls nicht mehr weiterwusste. Während sich die Retter bereits auf den Folgeeinsatz vorbereiteten, rief der Mann wieder an und meinte, dass er jetzt keine Hilfe mehr braucht, da weitere Bergsteiger vorbeigekommen waren und ihn mit ins Tal nehmen würden.

Erschöpfter in Kessel
Am Samstagabend musste die BRK-Wasserwacht kurz nach 22 Uhr mit ihrem Rettungsboot nach Kessel am Königssee-Ostufer ausrücken, wo ein 36-jähriger Münchner nach einer langen Bergtour derart erschöpft war, dass er keinen Schritt mehr gehen konnte. Die Wasserretter versorgten ihn und brachten ihn und seine drei Begleiter per Boot zur Seelände, wobei er dann die Weiterfahrt mit dem Rettungswagen des Roten Kreuzes verweigerte. Drei Wasserretter waren gute eineinhalb Stunden unterwegs.

Kletterer stürzt in der Göll-Westwand 20 Meter tief ins Seil
Am Donnerstagmittag (12. August) gegen 12 Uhr war ein Kletterer im Vorstieg unterhalb des Kleinen Trichters (VII+) rund 20 Meter tief ins Seil gestürzt und hatte sich unter anderem schwerer am Fuß, am Arm und an der Hand verletzt. Sein Seilpartner und eine weitere Zweier-Seilschaft leisteten Erste Hilfe und setzten einen Notruf ab, konnten den Mann aber ohne fremde Hilfe aufgrund seiner Verletzungen nicht schonend aus der senkrechten und stellenweise überhängenden Felswand bringen. „Christoph 14“ konnte die Einsatzstelle aufgrund des steilen Geländes nicht direkt mit der Winde erreichen und setzte deshalb insgesamt vier Bergretter auf einem Felskopf in der alten Westwand ab, die dann über das Trichterband in Richtung der Einsatzstelle querten und sich rund 20 Meter zum Verunfallten abseilten. Nach medizinischer Erstversorgung mussten sie den Verunfallten und seine drei Begleiter insgesamt rund 150 Höhenmeter am Seil bis ins Kar am Wandfuß ablassen, wo dann der Heli mit ausreichend Rotor-Abstand zur Felswand den Verletzten mit der Winde aufnehmen konnte. Im Heli gings dann weiter zur Klinik. Die Bergretter bauten den Standplatz ab und seilten sich selbständig aus der Wand ab, wobei der Einsatz bis 17.30 Uhr dauerte. Während der Rettungsaktion in der Westwand brauchte auch eine 54-jährige Bergsteigerin aus dem Salzburger Pongau auf der anderen Seite des Hohen Gölls Hilfe, da sie sich in der Schusterroute am Fuß verletzt hatte. Die Retter versorgten sie, nahmen sie mit der Winde in den Heli auf und übergaben sie in der Scharitzkehl an die Rettungswagen-Besatzung des Berchtesgadener Roten Kreuzes, die sie in die Kreisklinik Berchtesgaden einlieferte.

Tödlicher Absturz in der Watzmann-Ostwand
Am Mittwochmittag (11. August) gegen 12.50 Uhr war ein 59-jähriger Bergsteiger aus dem Landkreis Traunstein auf dem Berchtesgadener Weg kurz unterhalb der Biwak-Schachtel aus bisher ungeklärter Ursache rund 200 Meter tief tödlich abgestürzt. Die Einsatzkräfte der Bergwacht Berchtesgaden und die Besatzung des Traunsteiner Rettungshubschraubers „Christoph 14“ konnten nichts mehr für den Verunglückten tun und nur seine beiden unverletzten Begleiter ausfliegen, um die sich dann der Kriseninterventionsdienst (KID) der Bergwacht kümmerte. Bergwacht und Polizei mussten danach den Toten mit dem Polizeihubschrauber bergen (wir berichteten). Während des Ostwand-Einsatzes brauchte ein 57-jähriger Urlauber aus Rheinland-Pfalz die Bergwacht, da er sich am Jenner-Gipfel den Oberschenkel gebrochen hatte. Die Bergretter und die Heli-Notärztin fuhren per Seilbahn auf den Berg, versorgten den Mann, den dann der Heli zusammen mit der Ärztin per Winde aufnahm und nach Schneewinkl flog, wo ihn die Rettungswagen-Besatzung des Fridolfinger Roten Kreuzes übernahm und dann ihn in die Kreisklinik Bad Reichenhall einlieferte.

Hitzebedingte Kreislaufprobleme am Jenner und am Seeleinsee
Am Dienstag (10. August) gegen 16.30 Uhr brauchte eine akut intern erkrankte Frau mit Kreislaufproblemen am Jenner zwischen der Königsbachalm und der Brennhütte notärztliche Hilfe. Die Bergwacht nahm den Heli-Arzt von „Christoph 14“ per Fahrzeug an der Königsbachalm auf, fuhr weiter zur Einsatzstelle, versorgte dort die Frau und transportierte sie dann zum Hubschrauber, mit dem sie zum Klinikum Traunstein geflogen wurde. Bereits um 14 Uhr musste die Bergwacht einen Wanderer mit einer Knöchelverletzung von der Königsbachalm per Fahrzeug ins Tal bringen. Am Montagnachmittag (9. August) gegen 15.30 Uhr brauchte ein intern erkrankter Wanderer auf der Kleinen Reibe in der Nähe des Seeleinsees (Hagengebirge) Hilfe; die Besatzung des Pongauer Notarzthubschraubers „Martin 1“ holte ihn ab und flog ihn ins Tal. Kurz nach 12.30 Uhr musste die Bergwacht bereits mit der Seilbahn auf den Jenner ausrücken, wo zwischen Bergstation und Gipfel ein 36-jähriger Urlauber aus Niedersachsen mit akuten Kreislaufproblemen medizinische Hilfe brauchte. Die Bergretter versorgten ihn und brachten ihn mit der Seilbahn ins Tal; mit dem Rettungswagen des Berchtesgadener Roten Kreuzes gings weiter zur Kreisklinik Berchtesgaden.