Bergwacht & Rettungshubschrauber „Christoph 14“ bereiten sich bei Winden-Training auf die kommende Sommer-Saison vor
SCHNEIZLREUTH/JETTENBERG (ml) – Die ehrenamtlichen Einsatzkräfte der heimischen Bergwachten haben sich diese Woche im nordwestlichen Lattengebirge bei einer gemeinsamen Übung mit dem Traunsteiner Rettungshubschrauber „Christoph 14“ auf die kommende Sommer-Einsatz-Saison in den Berchtesgadener und Chiemgauer Alpen vorbereitet. Insgesamt 20 Bergretter, zehn Bergwacht-Ausbilder, neun Notärzte, fünf Piloten und drei als so genannte Helicopter Emergency Medical Services Technical Crew Member (HEMS TC) ausgebildete Notfallsanitäter nahmen an dem Training mit der Rettungswinde teil. Die Ausbilder hatten vorab im Gelände zwei Stationen eingerichtet, an denen die Einsatzkräfte die so genannte Kaper-Rettung eines im Seil hängenden Bergsteigers aus einer Felswand und gemeinsam im Team die Versorgung und den Abtransport eines Patienten im Luftrettungssack und im Rettungssitz üben konnten.
Wetterverhältnisse und schwieriges Gelände schaffen bei den meisten Bergwacht-Einsätzen ein Grundrisiko für alle Beteiligten. Damit im Ernstfall jeder Handgriff sitzt und die Sicherheit für Patienten und Einsatzkräfte gewährleistet ist, finden regelmäßig Einsatzübungen mit den verschiedenen Hubschrauber-Betreibern statt. Stationen und Landeplatz waren bei der Übung südlich oberhalb des Saalachsees sehr nah zusammen und ohne große Höhenunterschiede, so dass die Retter Dank der kurzen Flugstrecken viel und intensiv trainieren konnten.
„Unsere Leute üben den Verletzten-Abtransport mit dem Luftrettungssack und das so genannte Kaper-Verfahren, bei dem der Luftretter per Winde zum Patienten abgelassen wird, der hilflos in seiner Selbstsicherung in der Wand hängt. Der Retter sichert den Verunfallten dann mit einer zweiten Schlinge zu sich an den Windenhaken; danach wird die Selbstsicherung durch Abheben entlastet und mit einer Kaperschere durchtrennt“, erklärt Ausbilder Florian Neubauer. Eine Kaper-Rettung ist für die Hubschrauberbesatzung besonders schwierig, da die Maschine für kurze Zeit über die Selbstsicherung des Verunfallten an den Berg gefesselt ist und damit nicht beliebig manövrieren kann, wenn sich zum Beispiel die Windverhältnisse unerwartet ändern. „Die Handgriffe aller Beteiligten bei einem solchen Vorgang müssen deshalb perfekt sitzen!“, betont Neubauer. Ein Großteil der Kommunikation erfolgt über Handzeichen und Blickkontakt, um im Ernstfall bei Funkausfall auch sicher handeln zu können – die Retter wollen für alle denkbaren Fälle gut vorbereitet sein.
An der zweiten Station übten die Einsatzkräfte den Abtransport von Patienten im Luftrettungssack und im Rettungssitz, wobei die Kunst darin besteht, dass sich Retter und Patient nicht im Abwind der Rotorblätter fangen und wie ein großer Propeller unkontrolliert zu drehen anfangen. Vier seit vielen Jahren in der Luftrettung erfahrene Notärzte brachten dabei ihren fünf neuen Kollegen die prakitschen Abläufe bei. Der Aufstieg bis zum Gipfel dauert oft mehrere Stunden, der Weg zurück per Heli ins Tal im Ernstfall nur wenige Minuten; für einen Verletzten im Notfall wertvolle, lebensrettende Zeit. „Wie gut, dass wir diese Technik haben, wenn wir sie brauchen! Wir sind froh um Termine wie heute, bei denen sich alle Beteiligten ohne den Stress eines echten Notfalls unter dennoch realistischen Bedingungen auf Augenhöhe besser kennen- und einschätzen lernen. Diese wertschätzenden persönlichen Kontakte sind ein wichtiger Grund dafür, wieso wir hier in der Region so einwandfrei und gut zusammenarbeiten!“, freut sich Neubauer.
Zum Schluss der Übung konnte Florian Neubauers Frau Daniela noch mit ihrer Lawinenhündin Shana die Abläufe beim Rettungswinden-Einsatz üben. Die Schäferhündin wurde bereits mit wenigen Monaten an Lärm und Wind des Helis gewöhnt und zum Transport in einem speziellen Fluggeschirr gesichert; damit sie bei unvorhersehbarer Panik nicht aus Angst Einsatzkräfte und Patienten beißen kann, trägt sie vorsorglich einen Maulkorb.