BRK-Bereitschaft Stadt Freilassing leistet über 10.000 ehrenamtliche Stunden
FREILASSING (ml) – Die BRK-Bereitschaft Stadt Freilassing blickt mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf das vergangene mit 16 (2022: 31) Einsätzen der Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) und 38 Sanitätsvorsorgediensten (31) durchaus fordernde Jahr, denn die freiwilligen Sanitäter des Roten Kreuzes sind zwar hinsichtlich ihrer Ausrüstung besser als jemals zuvor aufgestellt und haben über Jahre hinweg ein stabiles Umfeld und eine funktionierende Gemeinschaft geschaffen und erhalten, die zusammenhält, wenns drauf ankommt, verzeichnen aber trotz intensiver Bemühungen insbesondere mit ihrer eigenen florierenden Bereitschaftsjugend einen langsamen und stetigen Rückgang der Aktiven, was schlichtweg daran liegt, dass viele Menschen immer mehr arbeiten müssen, um noch finanziell über die Runden zu kommen und dadurch auch privat weniger Zeit für ein Ehrenamt haben. „Denn im Zweifelsfall geht natürlich immer die Familie vor“, betont der neue Bereitschaftsleiter Moritz Jellinek.
An der Ausstattung scheitert es auf jeden Fall nicht: Er und sein Vorgänger Stefan Fuchs haben 2023 unter anderem einen neuen Mannschaftswagen für den Katastrophenschutz, einen neuen Anhänger und eine neue EKG-Defi-Einheit für ihren Notfallkrankenwagen in Dienst gestellt. Insgesamt haben die Freiwilligen 10.259 ehrenamtliche Stunden bei 362 verschiedenen Terminen geleistet, davon 3.000 in der Jugendarbeit, 3.291 in der Organisation, 1.734 bei Einsätzen und Sanitätsvorsorgediensten, 1.098 bei Ausbildungen und Übungen, 578 im ehrenamtlichen Rettungsdienst und Krankentransport und 558 bei externen Lehrgängen.
Weniger Mitglieder, aber mehr Ausbildung
Das neue Leitungsteam besteht aus Moritz Jellinek, seinem Stellvertreter Dominik Eder (bisher Ausbildungsleiter und zweiter stellvertretender Bereitschaftsleiter), Jugendwart William Kreßner, Fachdienstleiter Sanität und Betreuung, Felix Stobitzer und Gerätewart Tobias Haas. Während der Pandemie hatten viele Menschen mehr Zeit als sonst, fingen ehrenamtlich bei der Bereitschaft an, hörten aber dann auch rasch wieder auf, als das Leben wie zuvor wieder weiterging, wobei sich der Abwärtstrend auch 2023 fortsetze: Von 137 (2021) sank die Mitgliederzahl auf 116 (2022) und dann sogar auf 110 (2023). „Diesen Abwärtstrend wollen wir durch gezielte Anwerbung neuer Ehrenamtlicher aufhalten und umkehren“, erklärt Jellinek, der betont, dass Interessierte immer willkommen sind und einfach Kontakt aufnehmen sollen, auch wenn sie nicht unbedingt Sanitäter werden wollen, da die BRK-Bereitschaft auch viele andere Aufgaben in der Daseinsfürsorge übernimmt. Auch wenn die Mitglieder insgesamt weniger wurden, hat die BRK-Bereitschaft die Qualifikation ihrer aktiven Einsatzkräfte weiter ausgebaut und 2023 61 (2022: 54) Fortbildungen und Übungen durchgeführt: Zur Bereitschaft gehören aktuell drei Ärzte, sechs Notfallsanitäter, ein Rettungsassistent, 27 Rettungssanitäter (-1), neun Rettungsdiensthelfer (+2), zwölf Sanitätshelfer (+6) und 14 weitere Helfer (+9). 17 davon sind Truppführer, sieben Gruppenführer und vier Zugführer. Jeweils sieben Aktive haben die Grundlehrgänge für den Betreuungsdienst und für chemische, biologische, radioaktive und explosive Gefahren (CBRNE) absolviert, fünf die Sanitätsgrundausbildung, jeweils drei den Helferführerschein bis 7,5 Tonnen und die Hygiene-Unterweisung für Lebensmittel, zwei den Abschlusslehrgang für Rettungssanitäter und jeweils ein Helfer den Fachlehrgang für Rettungssanitäter und einen Kurs in Teamentwicklung und Konfliktmanagement.
48 Patienten versorgt und sieben Transporte in Kliniken
Bei den 16 SEG-Einsätzen transportierte die Bereitschaft als so genannte Spitzenabdeckung für den regulären Rettungsdienst und Krankentransport mit ihrem eigenen Notfallkrankenwagen auch sieben Patienten in Kliniken (2022.6); insgesamt versorgten die Ehrenamtlichen 48 Patienten bei kleineren und größeren Notfällen bis hin zu Herzinfarkt, schweren Unfällen und Rauchgasvergiftungen (2022: 58). Der Großteil der Arbeit fällt im Hintergrund weit abseits von Blaulicht und Martinshorn an, unter anderem bei Ausbildungen (19 Prozent), in der Dienst-Organisation (16), bei Fortbildungsabenden (14), bei der Wartung von Ausrüstung und Geräten (12), bei sonstigen Aufgaben (8), in der Öffentlichkeitsarbeit und Mittelbeschaffung (5), aber auch bei Sanitätsvorsorgediensten (16) und bei Einsätzen der mobilen Schnell-Einsatz-Gruppe (10).
Im regulären Rettungsdienst und Krankentransport an der BRK-Rettungswache Freilassing sammeln die Ehrenamtlichen in einem kollegialen Umfeld Erfahrung und Routine, die ihnen bei Sanitätsdiensten und SEG-Einsätzen hilft: Die hier geleisteten Stunden sind innerhalb von zwei Jahren auf rund ein Drittel eingebrochen (2021: 1.771, 2022: 1.462, 2023: 578), was erst mal dramatisch klingt, aber nicht negativ ist, denn einige zuvor rein Ehrenamtliche haben sich dazu entschieden, auch beruflich im Rettungsdienst zu arbeiten; in ihrer Freizeit helfen sie weiter in der BRK-Bereitschaft mit.
Badylon steht nicht mehr als Blutspende-Lokal zur Verfügung – restlichen Termine fallen aus
Die aktuell drei Erste-Hilfe-Ausbilder der BRK-Bereitschaft haben 2023 15 (2022: 14) Kurse für die Bevölkerung des Landkreises durchgeführt, darunter auch bei Firmen und Vereinen. 2023 fiel nach drei durchgeführten Blutspende-Terminen wegen Kapazitätsengpässen bei der Belegung das Badylon als Blutspende-Lokal weg, wobei dann alle restlichen Termine ausfallen musste, da die BRK-Bereitschaft länger als gedacht brauchte, um neue geeignete Räume zu finden, letztlich nach vielen Gesprächen aber fündig wurde: Seit 2024 findet die Blutspende nun im Freilassinger Rathaus statt. Trotz der ausgefallenen Termine konnten die Ehrenamtlichen mithelfen, dass insgesamt 264 Konserven zusammenkamen (2022: 318). Bei vielen Terminen versucht die BRK-Bereitschaft nicht nur Mittel zur Finanzierung ihrer Arbeit zu beschaffen, sondern auch neue Ehrenamtliche zu gewinnen, darunter mit dem Glückshafen-Losanhänger beim Kirchweihmarkt und einem Stand am Christkindlmarkt,
Starker Nachwuchs
Die von William Kreßner und seinem Team geführte Bereitschaftsjugend ist seit langer Zeit ein Erfolgsmodell und bildet Kinder und Jugendliche über Jahre hinweg mit viel Herzblut und Geduld zu zukünftigen Einsatzkräften aus. 2023 waren vier Gruppenleiter und 40 Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 18 Jahren dabei, die an die 3.000 Stunden leisteten. Die 37 Gruppenstunden in 2023 waren vor allem von praktischen Übungen geprägt, wobei es in den monatlichen Fragerunden, Wissenstests und Fallbeispielen unter anderem um Patientenbetreuung, Kommunikation im Team, die Anatomie des Menschen und Erkrankungen an Organen ging. Wie fit sie sind, zeigten die Nachwuchsretter beim Kreiswettbewerb des Jugendrotkreuzes (JRK) – beim Bezirkswettbewerb in Mauern im Landkreis Freising schafften sie es dann immerhin auch noch auf den 6. und 10. Platz. Weitere Highlights waren das Ferienprogramm mit 60 Kindern, ein Tag im Badylon und mehrere Grundausbildungen wie zum Sanitätshelfer, die den Nachwuchs Schritt für Schritt auf den aktiven Dienst vorbereiten.
Neuer Mannschaftswagen, neues EKG, neuer Anhänger & neue Hüpfburg
Als Ergänzung zu ihrem Gerätewagen Sanität hat die BRK-Bereitschaft Stadt Freilassing 2023 nach zehn Jahren nun auch den staatlich finanzierten Mannschaftstransportwagen ausgeliefert bekommen und bei ihrer traditionellen Grillfeier kirchlich segnen lassen: Beide Fahrzeuge bilden eine funktionelle Einheit und rücken vor allem bei großen Schadenslagen mit vielen Verletzten und Erkrankten aus, bei denen die Helfer vor Ort einen Behandlungsplatz betreiben müssen, an dem Patienten nach einer ersten Sichtung notfallmedizinisch versorgt werden, bevor sie weiter in Kliniken transportiert werden. „Wir nutzen es bei kleineren Einsätzen für die Einsatzführung und bei lokalen und überregionalen Notfällen zum Transport weiterer Einsatzkräfte, aber auch bei geplanten Sanitätsvorsorgediensten, weshalb wir auch die medizinische Ausrüstung nach unseren Anforderungen ergänzt haben“ erklärt Jellinek. Komplett aus eigenen Mitteln und mit Spenden aus der Bevölkerung hat die BRK-Bereitschaft ihre in die Jahre gekommene und fast schon antike EKG-Defi-Einheit gegen ein gebrauchtes Gerät aus 2019 getauscht, das in dieser Form auch im regulären Notfallrettungsdienst der Region genutzt wird: Das Corpus C3 ist zusätzlich mit einem Sensor zur Kohlenmonoxid-Messung (CO) ausgestattet, da der Notfallkrankenwagen recht häufig zur Absicherung von Feuerwehreinsätzen bei Bränden im Einsatz ist, bei denen die ehrenamtlichen Sanitäter so feststellen können, ob Menschen, die Rauchgas eingeatmet haben, erhöhte CO-Werte im Blut haben, die unbemerkt zum Tod führen können. Für größere und längere Einsätze haben die Ehrenamtlichen einen 750-Kilo-Kofferanhänger gekauft, den sie auch in der Öffentlichkeits- und Jugendarbeit nutzen, um Infostände, Feldbetten und Zelte zu transportieren, darunter auch eine 2023 neu gekaufte Hüpfburg in Form ihres eigenen Notfallkrankenwagens, die beim Nachwuchs sehr gut ankommt.