BRK-Kreis-Wasserwacht blickt auf 140 Einsätze zurück und vollzieht Generationswechsel in der Organisation des Schulschwimmwettbewerbs
BERCHTESGADENER LAND (ml) – Die vier Ortsgruppen der BRK-Wasserwacht im Berchtesgadener Land haben bei ihrer gemeinsamen Jahreshauptversammlung der Kreis-Wasserwacht auf das vergangene turbulente Einsatzjahr zurückgeblickt und ein Update zum aufgrund der jahrelangen Verzögerungen und bisher noch lückenhaften Finanzierung emotional aufgeladenen Neubau der Wachstation am Abtsdorfer See präsentiert, wobei die Stimmung mittlerweile wesentlich entspannter ist als noch vor wenigen Wochen auf der Jahreshauptversammlung der Ortsgruppe Laufen-Leobendorf (wir berichteten), was vor allem daran liegt, dass nun tatsächlich Nägel mit Köpfen gemacht werden und am Dienstag (28. März) dieser Woche nach dem bereits in Eigenregie durchgeführten Abbruch (24. Februar) die Fundament-Arbeiten beginnen.
Landrat Bernhard Kern brachte als Ehrengast seine große Wertschätzung gegenüber der gesellschaftlich unverzichtbaren Leistung der BRK-Wasserwacht zum Ausdruck und gab offen zu, dass er sich über die Kritik der Laufener über die als zu gering empfundene Unterstützung durch den Landkreis zwar zunächst persönlich geärgert habe, betonte zugleich aber auch, wie wichtig ihm der Zusammenhalt sei und dass er sich als Vorsitzender der Berchtesgadener Landesstiftung dafür einsetzen werde, dass der Bau zumindest von der Stiftung finanziell unterstützt wird. Wichtig sei laut Kern nicht, ob jemand zu wenig gibt, sondern dass jeder seinen Teil beiträgt und alle gemeinsam an einem Strang ziehen.
140 Einsätze
Kreis-Wasserwacht-Vorsitzende Sabrina Schauer und ihr Technischer Leiter Christoph Scharf berichteten von den insgesamt 140 Einsätzen der vier Ortsgruppen Bad Reichenhall (6), Berchtesgaden (126), Freilassing-Ainring (4) und Laufen-Leobendorf (4), die im Landkreis vier mobile Schnell-Einsatz-Gruppen (SEG´n), eine Bootswachstation am Königssee und drei weitere Wachstationen an Badeseen betreiben und so den Wasserrettungsdienst gewährleisten. Ungewöhnlich häufig waren 2022 Einsätze mit Fahrzeugen im Wasser, darunter ein Kleinwagen mit drei Toten in der Salzach, ein Kutschen-Unfall in der Königsseer Ache und ein Unfall mit einem Kleintransporter in der Bischofswiesener Ache. Damit im Ernstfall alles klappt, finden regelmäßig Aus- und Fortbildungen statt, darunter 2022 nach den Pandemie-Einschränkungen erstmals wieder Lehrgänge für Wasserretter, Fließwasserretter und so genannte Air Rescue Spezialisten (ARS) in der hubschraubergestützten Wasserrettung sowie Schwimmkurse für Kinder, die präventiv helfen, den Ertrinkungstod zu verhindern. Die Reichenhaller Wasserwacht war nach monatelangen Umbau-Arbeiten 2022 in ihre neue Wache in der Pidingerau umgezogen und rückt seitdem von dort zu Einsätzen aus; in naher Zukunft stehen der Austausch der beiden in die Jahre gekommenen Wasserrettungsfahrzeuge in Berchtesgaden und Freilassing auf dem Plan, die über eine gemeinsame Ausschreibung beschafft und zum größten Teil vom Freistaat Bayern finanziert werden.
Mindestens 355 Ertrunkene
Wie wichtig vor allem die Anfänger-Schwimmkurse und die Jugendarbeit der Wasserwacht im Kampf gegen den Ertrinkungstod sind, zeigt die bundesweite Statistik, da 2022 in Deutschland mit einer diffusen Dunkelziffer mindestens 355 Menschen ertrunken sind – 56 mehr als im Vorjahr. „Also fast jeden Tag einer und damit immer einer zu viel!“, stellte Jugendleiterin Elisabeth Bergner fest, als sie von den Aktivitäten der 265 Buben und Mädchen in den Ortsgruppen Bad Reichenhall (70), Berchtesgaden (157), Freilassing-Ainring (16) und Laufen-Leobendorf (22) erzählte, wo eigene Schwimmausbilder, Jugend- und Gruppenleiter das ganze Jahr über viel Zeit, Energie und Herzblut investieren, damit aus den Kindern und Jugendlichen gute Schwimmer und Rettungsschwimmer werden, sie mit viel Spaß und Freude über die Jahre hinweg der Organisation treu bleiben und dann im Idealfall irgendwann als junge, verantwortungsbewusste Erwachsene in den aktiven Dienst wechseln.
In seinem Grußwort lobte Berchtesgadens zweiter Bürgermeister Josef Wenig stellvertretend für alle seine Amtskollegen im Landkreis insbesondere diese besondere Leistung: „Es ist das Allerwichtigste, dass Ihr unsere Kinder zum Schwimmen bringt; ihr gebt ihnen in der Gesellschaft eine Heimat und bei Euch sind sie gut aufgehoben!“ Wenig betonte auch hinsichtlich der vielen Einsätze rund um den Königssee die große Bedeutung der BRK-Wasserwacht für Gäste und Tourismus und dankte den Ehrenamtlichen für ihren unverzichtbaren Dienst. Berchtesgadens Polizeichef Stefan Scharf sprach stellvertretend für alle Polizeidienststellen im Landkreis auf Augenhöhe „den Kollegen der Wasserwacht“ seine Wertschätzung für die sehr gute Zusammenarbeit bei gemeinsamen Einsätzen aus: „Durch Menschen wie Euch wird unsere Gesellschaft lebendiger und wärmer! Das ist gerade in diesen Zeiten, in denen wir nahezu von Krise zu Krise hechten, umso wichtiger!“ Die Kreis-Wasserwacht pflegt aufgrund wiederkehrender grenzüberschreitender Einsätze auf Saalach, Salzach und Ache seit Jahrzehnten enge kameradschaftliche Beziehungen zur Österreichischen Wasserrettung (ÖWR) im Bundesland Salzburg. Präsident Markus Zainitzer dankte im Grußwort für die gute Zusammenarbeit und kündigte eine gemeinsame Übung auf der Salzach an, die Ende April stattfinden soll.
Generationswechsel in der Organisation des Schulschwimmwettbewerbs
Mit einem harmonischen Paukenschlag hat „Mister Schulschwimmwettbewerb“ Rudi Schierghofer nach 33 Jahren die Organisation, insbesondere der bayernweit einmaligen landkreisinternen Siegerehrung an Elisabeth Bergner und damit den Staffelstab an die nächste Generation übergeben, die sich ihrer großen Verantwortung bewusst ist und dem Ehren-Vorsitzenden der Kreis-Wasserwacht in einer sehr herzlichen und wertschätzenden Rede für seine unglaubliche Leistung dankte: „Es ist ein Wahnsinn, was Du da über Jahrzehnte aufgebaut hast, lieber Rudi“!“ Durchschnittlich nahmen unter Schierghofers Regie durch die zusätzliche Motivation und den Einsatz der Lehrer und Schwimmausbilder der Wasserwacht-Ortsgruppen am Wettbewerb pro Jahr zwischen 1.700 und 1.800 Buben und Mädchen aus sieben bis neun Schulen teil, wobei ein Großteil der Gewinner-Klassen immer aus dem Berchtesgadener Land kam. Auch Landrat Bernhard Kern konnte seine Anerkennung nicht verbergen: „33 Jahre sind eine verdammt lange Zeit, in denen Du unzähligen Kindern das Schwimmen beigebracht und sie zu guten Schwimmern und Rettungsschwimmern ausgebildet hast!“ Schierghofers letzte Siegerehrung war trotz der Corona-Nachwehen ein absoluter Rekord: 2.554 Schülern aus 123 Klassen waren so viele Teilnehmer wie nie zuvor dabei.
Sabrina Schauer zeichnete zusammen mit der Berchtesgadener Ortsgruppenvorsitzenden Elke Schneider Simone Geiger mit der bronzenen Verdienstmedaille aus; Renate Däuber bekam für ihr jahrzehntelanges überdurchschnittliches Engagement das goldene Ehrenzeichen der BRK-Wasserwacht verliehen.