BRK-Wasserwacht Laufen-Leobendorf kann endlich mit Neubau ihrer maroden Wachstation am Abtsee beginnen
LAUFEN AN DER SALZACH (ml) – Die BRK-Wasserwacht Ortsgruppe Laufen-Leobendorf hat bei ihrer nach der Corona-Pandemie ersten Jahreshauptversammlung auf die vergangenen beiden turbulenten Einsatzjahre zurückgeblickt, vom schwierigen, aber mittlerweile ab dem 18. Februar laufenden Neubau ihrer 37 Jahre alten maroden Wachstation am Abtsee berichtet und verdiente Ehrenamtliche geehrt. Ortsgruppenvorsitzender Christoph Scharf, die Technische Leiterin Sabrina Schauer und die stellvertretende Jugendleiterin Marion Scharf lobten die Stadt Laufen und die Gemeinde Saaldorf-Surheim für ihre große Solidarität und Unterstützung beim langwierigen Neubau-Projekt, brachten zugleich aber auch ihre Enttäuschung gegenüber dem Landratsamt zum Ausdruck, von dem sie sich mehr Unterstützung erhofft hätten, da eigentlich der Landkreis über den Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) als Verantwortlicher für den Wasserrettungsdienst und als Pächter des Freizeit-Geländes zuständig sei.
Rund 30.000 Euro fehlen noch
Die Ehrenamtlichen der Laufener Wasserwacht waren aufgrund der bau- und umweltrechtlichen Auflagen im Landschaftsschutzgebiet und der damit einhergehenden aufwendigen und langwierigen behördlichen Genehmigungsverfahren und Änderungen so weit hinter ihren eigentlichen Zeitplan zurückgefallen, dass die finanzielle Realisierbarkeit des Projekts und damit ein koordinierter Wachdienst am See in der Bade-Saison 2023 angesichts der gestiegenen Baukosten auf der Kippe standen. Der geplante Abriss und Neubau der baufälligen Wachstation am Freizeit-Gelände in Heining dauerte mit mittlerweile bald drei Jahren wesentlich länger, als es sich die Ehrenamtlichen zunächst vorstellen konnten und wird durch die unerwarteten Verzögerungen nun auch viel teurer als geplant, wobei Kreis-Wasserwacht-Vorsitzende Sabrina Schauer alle Hebel in Bewegung setzen musste, um die entstandene Finanzierungslücke durch die Kosten-Explosion von ursprünglich rund 150.000 Euro auf mittlerweile eine Viertelmillion mit weiteren Spenden und öffentlichen Zuschüssen zu decken.
Aktuell fehlen noch rund 30.000 Euro, wobei die Ehrenamtlichen so weit wie möglich selbst mit anpacken wollen, um die Kosten zumindest etwas zu drücken; Feuerwehr-Vereinsvorsitzender Michael Höglauer sagte bei der Jahreshauptversammlung spontan die Unterstützung seiner Organisation und Kameraden zu, die im gemeinsamen Feuerwehr- und Wasserwacht-Haus sehr viel enger mit der Wasserwacht zusammengewachsen seien und Hand in Hand in allen Lagen an einem Strang ziehen. „Das Zusammenspiel im gemeinsamen Haus hat uns richtig zusammengeschweißt, was man auch bei den Einsätzen immer wieder gesehen hat: Aus der Situation geborene gemischte Teams auf den Booten und in den Fahrzeugen sparen wertvolle Minuten und helfen uns Leben zu retten!“, bestätigt Wasserwacht-Ortsgruppenchef Christoph Scharf.
Sicherheit & Hygiene kritisch
Die aktuelle Wachstation wurde 1985 mit viel ehrenamtlicher Eigenleistung der BRK-Wasserwacht im Freizeit-Gelände am Abtsee-Ufer in Holzbauweise auf einem Beton-Fundament errichtet, ist mittlerweile aber in die Jahre gekommen, baufällig und marode, durch mehrere Hochwasser beschädigt und gegen Wind und Wetter nicht mehr wirklich dicht. „Wir haben keinen separaten Behandlungsraum und die Leute tragen mit ihren Schuhen den ganzen Dreck rein. Wespen, Hornissen, Mäuse und sogar ein Siebenschläfer hausen in den Hohlräumen und kommen durch Lücken ins Innere auf Besuch, was vor allem während der Versorgung eines Notfall-Patienten hygienisch nicht wirklich vertretbar ist“, erklärte Schauer. Die Wachstation hat aktuell auch kein fließendes Wasser und das Abwasser muss aufwendig über Kanister entsorgt werden. Mit dem Neubau soll auch die Zufahrt für den Landrettungsdienst und die Übergabe von Patienten leichter werden, da derzeit Kranke und Verletzte dafür auch bei Regen noch ins Freie gebracht werden müssen, da die Türe der alten Wachstation ums Eck geht, mit der Fahrtrage nicht passiert werden kann und der Weg dorthin über holprigen Untergrund mit Wurzeln führt.
Alte Eiche bleibt als Habitatbaum stehen – vier andere Bäume mussten dafür gefällt werden
„Wir tun das alles ja nicht aus Jux und Tollerei und bauen auch kein Privat-Luxushaus, sondern zeichnen als ehrenamtliche Einsatzkräfte für das Wohl und die Sicherheit der Badegäste verantwortlich und erfüllen damit einen gesellschaftlichen Auftrag“, stellte Schauer klar und bedankte sich zugleich bei den Bürgern und Vertretern der Stadt Laufen und der Gemeinde Saaldorf-Surheim, die die BRK-Wasserwacht im Schulterschluss organisatorisch und finanziell seit Beginn an bei ihrem Bau-Projekt bestmöglich begleiten und unterstützen: Der Bauausschuss der Stadt Laufen hatte das Vorhaben bereits am 18. Januar 2022 einstimmig abgesegnet, das dann im Landratsamt bau- und umweltrechtlich weiter geprüft wurde, wobei sich ergab, dass eine alte direkt an der bisherigen Wachstation stehende und mit ihren Ästen über das Gebäude ausladende Eiche als Habitatbaum nicht gefällt werden darf. „Wir tragen diese Entscheidung als Naturschutz-Organisation natürlich mit, müssen aber dennoch eine zeitnahe Lösung für den Wasserrettungsdienst finden; der Baum ist bei Sturm durch Windbruch auch ein konkretes Risiko für Menschen im Gebäude“, erklärte Schauer, die über die jetzige Lösung zwar froh ist, aber dennoch lieber auf das bisherige Fundament gebaut hätte: „Damit die alte Eiche stehen bleiben kann, mussten am 24. Januar 2023 leider vier andere Bäume für den Neubau gefällt werden.“ Ein einheimischer Landschaftsplaner half der Wasserwacht unkompliziert und unentgeltlich weiter und erstellte ein von der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) angefordertes Gutachten, das am 5. Juli zusammen mit den geänderten Plänen vom Laufener Bauausschuss abgesegnet und direkt danach bei der UNB eingereicht wurde, so dass die Bau-Behörde dann nach amtsinterner Abstimmung am 8. August die lang ersehnte Baugenehmigung erteilen konnte.
Neues Fundament kostet 40.000 Euro mehr
Die Wachstation wird nun nach gelösten Statik-Problemen ab dem 18. Februar mit allein für das neue Beton-Fundament geschätzten Mehrkosten von rund 40.000 Euro neben dem bisherigen Gebäude wieder in Holz-Bauweise errichtet, wobei die alte Wachstation abgerissen wird, ihr Fundament aber als Patienten-Ablage und Übergabe-Platz stehen bleiben darf. Ortsgruppenvorsitzender Christoph Scharf wollte durch die Nutzung des bisherigen, alten Fundaments eigentlich Kosten sparen und eine weitere Flächen-Versiegelung als Nachteil für das Habitat vermeiden; er ärgert sich auch, dass die Baugenehmigung für einen wichtigen Förderantrag zu spät kam, bedankt sich zugleich aber für die großzügigen Spenden und Zuschüsse der Gemeinden, der Stiftungen, örtlicher Firmen und Privatleute, wobei sich durch die Verzögerung auch ein unerwarteter Vorteil ergeben hat: Die Stadt Laufen lässt aktuell Kanalarbeiten am See durchführen und kann dabei den Anschluss der neuen Wachstation ans Abwassernetz gleich kostengünstig mit erledigen.
Rund 75.000 Euro steuert die Stadt Laufen bei
Christoph Scharf hätte sich mehr finanzielle und organisatorische Unterstützung des Landkreises und des Landratsamts als eigentlich über den ZRF zuständige Stelle für den Wasserrettungsdienst und als Pächter des Freizeit-Geländes erwartet, freute sich aber sehr, dass immerhin indirekt über die Berchtesgadener Landesstiftung 20 Prozent der Baukosten gedeckt werden. Allein von der Stadt Laufen kommt ohne jede Verpflichtung ein freiwilliger Zuschuss von 30 Prozent der Gesamtkosten, die im Namen ihrer Bürger damit ihre Wertschätzung gegenüber den seit Jahrzehnten in der Salzach-Stadt überdurchschnittlich engagierten ehrenamtlichen Einsatzkräften zum Ausdruck bringen und ihre gesellschaftlich besonders wertvolle, gemeinschaftsfördernde und immer wieder auch lebensrettende Arbeit würdigen will. Auch die Gemeinde Saaldorf-Surheim will sich freiwillig mit einer größeren Finanzspritze beteiligen. Scharf zeigte sich trotz aller Schwierigkeiten motiviert und optimistisch, dass die neue Wachstation trotz aller Verzögerungen und Hürden 2023 tatsächlich Wirklichkeit wird, rief seine Ehrenamtlichen aber zugleich alle zum Mithelfen auf, um die extrem gestiegenen Kosten etwas zu drücken: „Wenn jeder mit anpackt, dann können wir uns schon bald bei den Diensten am See über eine tolle neue Wachstation freuen!“
Vier Tote und mehrere Gerettete
Die Laufener Wasserwacht ist mit vielen hoch motivierten jungen Leuten sehr gut aufgestellt und hat im Vergleich sehr kurze Ausrückzeiten von unter vier Minuten, was im Notfall Leben retten hilft. „Wir blicken auf zwei schwierige Pandemie-Jahre zurück, die uns aber nicht das Genick gebrochen haben und in den wir auch nicht untätig waren“, berichtete die Technische Leiterin der Ortsgruppe, Sabrina Schauer, die von teilweise auch emotional sehr bewegenden und belastenden Einsätzen erzählte, darunter am 20. Juni 2021 eine Lebensrettung in Fisching, bei der die BRK-Wasserwacht den versunkenen Schwimmer mit dem Heli zwar sichten, aber nur noch tot bergen konnte. Einen Tag danach fand eine Vermisstensuche nach einem älteren Schwimmer statt, der dann aber wieder wohlbehalten auftauchte. Am 15. August passierte ein weiterer Ertrinkungsunfall während des Wachdienstes am Abtsee, bei dem Ersthelfer und Wasserwacht den Patienten schnell genug aus dem Wasser brachten und dem Landrettungsdienst des Roten Kreuzes übergeben konnten. Vom 15. bis zum 18. Juli waren Wasserretter der Ortsgruppe im Katastrophen-Einsatz beim Hochwasser in Rheinland-Pfalz, wobei sie dort dann kaum gefordert waren und zurück ins Berchtesgadener Land geschickt wurden, wo sich die Hochwasser-Lage vor allem im inneren Landkreis dramatisch zuspitzte. Am 20. Februar 2022 begann das Einsatzjahr 2022 sehr dramatisch mit drei Toten in einem in die Salzach gestürzten Kleinwagen. Am 20. August stürzte eine Pferde-Kutsche in die Berchtesgadener Ache, wobei die Laufener Wasseretter bei der Rettung der Tiere halfen. Am 11. November war in Bischofswiesen ein Kleinbus von einem Zug erfasst und mit der Front in die Ache abgestürzt, wobei die ersteintreffende Polizei den eingeschlossenen Fahrer rasch befreien konnte. Am 23. Dezember waren die Laufener Wasserretter bei einer Vermisstensuche rund um die Almbachklamm und die angrenzende Ache in Marktschellenberg gefordert, bei der der Vermisste dann unverletzt gefunden wurde. Darüber hinaus kümmerte sich die Wasserwacht um die Bergung von Müll aus der Salzach und musste mit Tauchern alte Pfosten mit einem hohen Verletzungsrisiko im Abtsee-Strandbad entfernen.
Für den Ernstfall gut ausgebildet
Damit im Notfall alles klappt, müssen die Ehrenamtlichen regelmäßig üben und trainieren. 2021 stand noch im Zeichen der Pandemie, weshalb die Wasserwacht Training, Übungen, Ausbildungen, Dienste und Treffen aufs Nötigste reduzieren musste. Obwohl am See mit nur fünf kleineren Hilfeleistungen nicht viel los war, kamen dennoch 480 Einsatzstunden zusammen, darunter auch am 14. Februar ein Eisdienst, als der Abtsee für kurze Zeit tragend zugefroren war. 2022 absolvierten Andi Pollhammer und Nico Grothaus die Truppführer- und Wachleiter-Ausbildung, Nico Grothaus die Rettungstaucher-Ausbildung, Selina Müller den Wasserretter-Lehrgang und Shetty Ayed und Kevin Klinger den Fließwasserretter. „Unser großes Boot hatte nach dem Motto „Sissi trifft Franz Xaver“ im März und April rund vier Wochen lang Urlaub am Königssee, als das dortige große Boot „Franz Xaver“ in der Werkstatt war; beim Abholen konnten wir mit beiden Booten interessante Übungen wie paralleles Fahren und Anlegen durchführer“, erinnert sich Schauer. Im November fand ein Planungsgespräch für größere Schadenslagen mit den Organisatorischen Leitern und den Einsatzleitern Wasserrettung statt. Die Geräte der BRK-Wasserwacht werden mittlerweile auch alle über das Integrierte Management-System (IMS) des Roten Kreuzes digital verwaltet und gewartet, wobei die Ehrenamtlichen vorab alles zwar aufwendig erfassen und eingeben mussten, sich aber langfristig eine wesentliche Zeitersparnis erhoffen.
Den durchaus tragischen Einsätzen standen auch heitere Ereignisse als wichtige Gegenpole gegenüber, darunter eine Weihnachtsfeier mit Food Truck und ein traditioneller Grillabend. In einer so starken Gemeinschaft freuen sich auch alle gemeinsam: Am 15. Oktober 2022 heirateten Andi und Julia Pollhammer und am 2. Juni 2021 kam das Wasserwacht-Baby Leon von Ortsgruppenchef Christoph und seiner Frau Marion zur Welt, wobei die Wasserwacht Spalier stand und einen Storch aufstellte.
22 Kinder und Jugendliche in der Jugendgruppe
In Laufen herrscht Frauenpower und eine sehr starke Jugendarbeit, wie sich Bürgermeister-Stellvertreterin Brigitte Rudolzer und der Ehrenvorsitzende der Kreis-Wasserwacht, Rudi Schierghofer in ihren Gruß- und Dankworten an die Ehrenamtlichen freuten. Die stellvertretende Jugendleiterin Marion Scharf berichtete von den vielfältigen Aktivitäten der acht Buben und 14 Mädchen der Ortsgruppe, die nach der Pandemie wieder regelmäßig jeden Mittwoch im Wechsel zum Training im Freilassinger Badylon oder zu ihren Gruppenstunden im Sommer am See und im Winter im Feuerwehr-Wasserwacht-Haus zusammenkommen, wo nach einer halben Stunde Training auch nie der Spaß im Wasser zu kurz kommt. Die Nachwuchs-Wasserretter haben dabei diverse Schwimmabzeichen abgelegt und einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert.
Verdiente Ehrenamtliche ausgezeichnet
Ortsgruppenvorsitzender Christoph Scharf (rechts) und die Kreis-Wasserwacht-Vorsitzende Sabrina Schauer (links) zeichneten Rainer Brandstätter senior (Zweiter von links) für unglaubliche 65 Jahre aktive Mitgliedschaft in der BRK-Wasserwacht und Marion Scharf (Zweite von rechts) für 20 Jahre aktiven Dienst aus. Alexander Schugg war jahrzehntelang engagierter Kassenwart und bekam dafür einen Tagesausflug zum schönsten Biergarten Bayerns in Sankt Bartholomä am Königssee geschenkt. Neben dem Neubau halten sich die regulären Kosten für den Wasserrettungsdienst in Grenzen: 2021 hatte die Wasserwacht Ausgaben in Höhe von rund 3.200 Euro, Einnahmen aus Einsätzen von rund 2.800 Euro und rund 1.000 Euro an Mitgliedsbeiträgen von Aktiven und Förderern. 2022 flossen rund 2.600 Euro durch Einsätze, weitere 1.400 Euro durch Gerichtsgeldbußen und wieder 1.000 Euro Mitgliedsbeiträge in die Kasse, wobei rund 1.400 Euro für zwei Tauch-Computer ausgegeben werden mussten.