BRK-Wasserwacht Ortsgruppe Bad Reichenhall leistet 2023 über 6.600 ehrenamtliche Stunden und rückt zu elf SEG-Einsätzen aus
Marode Wachstationen an den Seen, Familienbad-Eintritt, Mietkosten in Piding und Verbandsvorgaben für weitere Ausrüstung belasten Haushalt der ehrenamtlichen Rettungsorganisation
BAD REICHENHALL (ml) – Bei ihrer Jahreshauptversammlung hat die BRK-Wasserwacht Ortsgruppe Bad Reichenhall auf über 6.600 ehrenamtliche Stunden und elf Einsätze ihrer mobilen Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) zurückgeblickt. Ortsgruppenvorsitzender Siegfried Hauber, sein stellvertretender Technischer Leiter Lukas Moltke, Jugendleiterin Julia Gierl und Kassier Barbara Paul berichteten, dass es an sich gut für die freiwillige Rettungsorganisation läuft, aber dennoch sowohl finanziell als auch organisatorisch immer wieder der Schuh drückt: Die hohen Mietkosten für ihre seit 2022 bezogene Unterkunft in der Pidingerau, anstehende Renovierungs- und Neubau-Arbeiten an den Wachstationen am Thumsee und in Höglwörth, weitere Ausrüstung, die nach Verbandsvorgaben bis 2025 beschafft und vorgehalten werden soll und die in der Summe hohen Kosten für den Eintritt beim Schwimmtraining belasten die ohnehin knappen Kassen der vor allem durch Spenden finanzierten Rotkreuz-Gemeinschaft, die für ihre Schwimmkurse und Trainings auch laufend um die begrenzten und heiß begehrten Kapazitäten im Familienbad an der Therme verhandeln muss.
„Wir wollen einfach nicht, dass Kinder untergehen! Die Eltern bekommen zwar vom Freistaat 50-Euro-Gutscheine für einen Schwimmkurs, es muss aber auch in Bad Reichenhall ähnlich wie in Berchtesgaden ein angemessenes Angebot zum Einlösen geben“, fordert Gierl, die angesichts der hohen Nachfrage im Kampf gegen den Ertrinkungstod gerne mehr Anfänger-Kurse durchführen würde. „Wir haben bereits rund 30.000 Euro aus eigenen Mitteln zusätzlich in unser neues 2021 in Dienst gestelltes Fahrzeug gesteckt, erfüllen damit aber immer noch nicht die neuen Anforderungen, die der Verband nun als neuen Mindeststandard zur Ergänzung der bestehenden Ausrüstung mit einer Frist bis 2025 vorgibt, weshalb wir voraussichtlich weitere 10 bis 15.000 Euro investieren müssen. An sich sind wir zwar nicht schlecht situiert, aber immer auf der Suche nach Spendern, da solche Ereignisse natürlich das Gefüge aus dem Gleichgewicht bringen“, erklärt Hauber.
Marode Wachstationen an den Seen
2024 muss die Ortsgruppe auch den in die Jahre gekommenen Bodenbelag ihrer Wachstation am Thumsee sanieren und nach einem Vierteljahrhundert auch ihre Bootshütte am Höglwörther See sanieren oder sogar neu errichten, da die tragenden Pfeiler durch die Witterungseinflüsse mittlerweile morsch sind. „Wir hoffen dabei auf die Unterstützung der Gemeinde, die das Bauwerk damals mit errichtet hat“, erklärt der stellvertretende Technische Leiter der Ortsgruppe, Lukas Moltke, der in seinem Rückblick von den elf Einsätzen der mobilen Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) berichtete, darunter fünf Canyon-Einsätze, zwei Vermisstensuchen und drei Tierrettungen.
Insgesamt mussten die Ehrenamtlichen in 27 Fällen bei kleineren und größeren Notfällen vor allem im Wachdienst an den Seen und bei drei Sanitätsvorsorgediensten bei Veranstaltungen an den heimischen Gewässern Erste Hilfe leisten. In der Summe kamen 6.647 ehrenamtlich geleistete Stunden zusammen, darunter 1.760 bei Ausbildungen, 1.434 im Schwimmtraining, 1.350 beim Jugendzeltlager, 950 bei Geräte-Wartungen, 442 im Wachdienst am Thumsee und 371 am Höglwörther See, 195 bei Sanitätsvorsorgediensten und 145 bei SEG-Einsätzen. 2023 absolvierten mehrere Ehrenamtliche die Ausbildung zum Rettungsschwimmer im Wasserrettungsdienst (3), zum Wasserretter (3), zum Bootsführer (4), zum Praxisanleiter für den Helferführerschein (1), für die hubschraubergestützte Fließwasserrettung (1) und einen Führungslehrgang (5). Insgesamt verfügt die Ortsgruppe damit aktuell über 30 Wasserretter, 18 Rettungsschwimmer im Wasserrettungsdienst, 22 Motorbootführer, neun Leinenführer, sechs SEG-Führer, fünf Rettungs- und Bergetaucher, fünf Canyon-Retter, drei Luftretter, zwei Einsatzleiter im Wasserrettungsdienst und 21, beziehungsweise 18 Aktive, die die Lehrgänge Führen im Einsatz I und II absolviert haben. Vor allem an der Saalach und am Thumsee fanden regelmäßig praktische Übungen statt, darüber hinaus gemeinsame Übungen zur Vermisstensuche und zur Eisrettung mit der Ortsgruppe Berchtesgaden an der Ache in Bischofswiesen und am Thumsee sowie eine grenzüberschreitende Übung mit Salzburg, bei der die Reichenhaller Wasserwacht die Mimen und einen Einsatzleiter Wasserrettung für den Führungsstab stellte.
Kinder gehen trotz Seepferdchen ohne regelmäßiges Training unter
2023 haben 24 Kinder in zwei Kursen zwischen Ostern und Pfingsten bei der Reichenhaller Wasserwacht das Schwimmen gelernt, wobei immerhin 15 das Seepferdchen-Abzeichen schafften. Bewährt hat sich dabei, dass der Kurs zweimal die Woche am Montag und Mittwoch stattfindet, da die Teilnehmer bei größeren Zeitabständen sonst viel wieder vergessen, was sie bereits gelernt haben.
Zur Jugendgruppe, in der die BRK-Wasserwacht den Nachwuchs mit stetig besserer Technik und Kondition kontinuierlich an den aktiven Dienst heranführt, gehören aktuell 36 Jugendliche zwischen zehn und 17 Jahren, die außerhalb der Ferien immer montags von 18 bis 19 Uhr in der Therme trainieren. Weitere 43 Buben und Mädchen zwischen fünf und elf Jahren trainieren zuvor von 17 bis 18 Uhr in der Kindergruppe, in der die BRK-Wasserwacht aufgrund der hohen Nachfrage erst im Januar zehn neue Mitglieder aufgenommen hat. „Die Eltern müssen während und auch nach dem Kurs aber weiter mit den Kindern üben, sonst verlernen sie es; sie haben zwar oft schon erfolgreich das Seepferdchen-Abzeichen abgelegt, können sich aber mangels Training oft kaum über Wasser halten, wenn sie bei uns in der Kindergruppe anfangen“, bedauert Jugendleiterin Julia Gierl, die während der vergangenen Monate bei Personalengpässen öfters den Tränen nah war, da viele ihrer ehrenamtlichen Schwimmtrainer keine Zeit hatten oder nicht am Ort waren; letztlich sprangen dann aber immer wieder alt gediente Mitglieder der Ortsgruppe ein und retteten die Lage, so dass keine Schwimmstunde ausfallen musste. Zusammen mit dem Kreisjugendring, der Sparkasse und dem Landkreis arbeitet die Wasserwacht aktuell an einer Lösung für vergünstigte Thermen-Eintritte, damit Eltern auch nach dem Schwimmkurs regelmäßig mit ihrem Nachwuchs üben können.
Durchschnittlich fand für den Nachwuchs einmal monatlich eine eigene Übung oder Ausbildung zur Wasserrettung und Ersten Hilfe statt; besondere Aktionen waren darüber hinaus eine Wachdienst-Wissensrallye, ein Erste-Hilfe-Kurs mit 28 Teilnehmern, die Ski-Stadtmeisterschaft am Götschen, die Präsentation der BRK-Wasserwacht beim Reichenhaller Stadtfest, ein Ausflug zur BRK-Wasserwacht an den Königssee, ein fünftägiges Zeltlager mit 40 Kindern und zehn Betreuern am Chiemsee, ein Rafting-Ausflug auf der Saalach und eine Bastel-Aktion zu Weihnachten, wobei viele der Veranstaltungen gemeinsam mit der Ortsgruppe Berchtesgaden stattfanden. Als besondere Anerkennung und zugleich Erkennungszeichen für ihr Ehrenamt bekamen alle Kinder und Jugendlichen Wasserwacht-Stirnbänder geschenkt.
Bisher kein deutlich günstigerer Eintritt für ehrenamtliche Lebensretter
Kassier Barbara Paul berichtete von knapp über 24.000 Euro an Einnahmen (darunter vor allem Mitgliedsbeiträge, Spenden und öffentliche Zuschüsse) und über 23.000 Euro an Ausgaben, bei denen mit jeweils rund 3.000 Euro Kosten für Bekleidung und Ausbildungskosten (Wasserretter und Bootsführer) zu Buche schlagen, darüber hinaus fast 1.800 Euro Fahrzeug-Kosten, 1.200 Euro für Material und Instandhaltung und insgesamt über 14.000 Euro sonstige Ausgaben, darunter auch die 3,50 Euro pro Teilnehmer anfallenden Eintrittsgelder fürs Schwimmtraining, die sich über das ganze Jahr hinweg zu einem erheblichen Kostenfaktor summieren.
Der 79-jährige Georg Winkler ist seit bald 50 Jahren in der BRK-Wasserwacht aktiv und regte am Ende der Jahreshauptversammlung an höherer Stelle eine alternative Preisgestaltung bei den Eintrittsgeldern fürs wöchentliche Schwimmtraining an, die die vor allem über Spenden finanzierte Rotkreuz-Gemeinschaft in der Summe übers Jahr sehr belasten; ein angemessener Rabatt sollte seiner Ansicht nach den öffentlichen Auftrag der ehrenamtlichen Rettungsorganisation im Kampf gegen den Ertrinkungstod bei Einsätzen und in der Prävention mehr würdigen: „Es ist schon seltsam, dass die Rupertustherme als staatlicher Betrieb hier offenbar auf uns angewiesen ist und wir überhaupt Eintritt zahlen müssen, obwohl wir das alles nur deshalb machen, damit andere Menschen im Notfall nicht im Wasser sterben. Ich als Rentner kann mir den Eintritt zwar leisten, für junge Leute mit mehreren Kindern wird’s aber gleich mal finanziell eng!“ Seit Winklers Anfangszeiten hat sich der Eintrittspreis für Vereinsmitglieder von damals 50 Pfennigen auf mittlerweile 3,50 Euro rund versiebenfacht; die BRK-Wasserwacht kompensiert seit Jahren mit eigenem Geld, das zwar für andere wichtige Ausgaben wieder fehlt, aber letztlich erfolgreich verhindert, dass Familien mit mehreren Kindern ihren Nachwuchs nicht mehr beim Training mitmachen lassen, weil der Eintritt übermäßig ihr Budget belasten würde.
Bildtexte:
Ortsgruppenvorsitzender Siegi Hauber (links) und seine Stellvertreterin Alex Nitzinger (rechts) freuen sich über vier neue Bootsführer in der Reichenhaller Wasserwacht (von links): Lukas Moltke, Julia Gierl, Christian Wedel und Matthias Eisenschink.
Ortsgruppenvorsitzender Siegi Hauber (links) und seine Stellvertreterin Alex Nitzinger (rechts) gratulierten (von links) Sebastian Abel, Laura Simon, Kevin Schneider und Korbinian Hauber, die 2023 ihren Rettungsschwimmer im Wasserrettungsdienst (Abel, Schneider & Simon) und Wasserretter-Lehrgang (Abel, Hauber & Simon) absolviert haben und die Ortsgruppe nun als Einsatzkräfte im Wachdienst an den Seen und als Einsatzkräfte in der mobilen Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) unterstützen.
Kreis-Wasserwacht-Chefin Sabrina Schauer (links) und Ortsgruppenvorsitzender zeichneten (von links) Alexandra Nitzinger (35 Jahre), Sebastian Abel (20), Rudolf Schierghofer (55) und Alexandra Eisenschink (25) für jahrzehntelangen ehrenamtlichen Dienst in der BRK-Wasserwacht aus.
Christoph Abfalter, der stellvertretende Dienststellenleiter der Reichenhaller Polizei, dankte den Ehrenamtlichen der BRK-Wasserwacht für ihre gesellschaftlich wichtige Arbeit im Kampf gegen das Ertrinken, die sie in Schwimmkursen, im Wachdienst, bei Rettungen und mit ihrer erfolgreichen Jugendarbeit leisten.