BRK-Wasserwacht Ortsgruppe Bad Reichenhall sucht nach Lösungen für die Finanzierungslücke bei der Miete ihrer neuen Unterkunft
BAD REICHENHALL (fk/ml) – Die Einsatzkräfte der BRK-Wasserwacht Ortsgruppe Bad Reichenhall haben bei ihrer Jahreshauptversammlung auf über 6.000 ehrenamtlich geleistete Stunden und ein turbulentes und forderndes Jahr 2022 zurückgeblickt, in dem neben sieben Wasserrettungseinsätzen der mobilen Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) und den vielen Vorsorgediensten in den heimischen Bädern auch der arbeitsreiche und zeitintensive Umzug von der bisherigen Unterkunft in der Reichenhaller Frühlingstraße in eine angemietete Halle der Firma Bender in der Pidinger Ahornstraße stattfand.
Nach wie vor Finanzierungslücke bei der Hallen-Miete
Die Wasserretter des Roten Kreuzes mussten nach mehrjähriger Suche auf einem allgemein angespannten regionalen Immobilien-Markt notgedrungen in die Halle nach Piding umziehen, die sie in vier Monaten neben ihrer eigentlichen Arbeit mit viel ehrenamtlicher Eigenleistung für ihre Bedürfnisse individuell angepasst haben. Die Zeit drängte, denn das bisherige Gebäude wird vom Eigentümer bald abgerissen. „Wir sind froh, dass wir mit unseren beiden Fahrzeugen und den vielen Geräten und Ausrüstungsgegenständen nun für die kommenden fünf Jahre nicht auf der Straße stehen, blicken aber dennoch aufgrund allgemein rückläufiger Fördermitglieder-Beiträge und weniger Spenden in eine düstere Zukunft und hoffen als bestellte und durchführende Organisation des Wasserrettungsdienstes auf die finanzielle Unterstützung durch den letztlich rechtlich über den Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) verantwortlichen und damit auch zuständigen Landkreis“, erklärte Ortsgruppenvorsitzender Siegfried Hauber. Seit 2008 war die BRK-Wasserwacht gemeinsam mit der BRK-Bereitschaft in einer angemieteten Halle in der Reichenhaller Frühlingstraße, die die Ehrenamtlichen damals für ihre Zwecke mit viel Eigenleistung saniert und angepasst hatten; nun braucht sie aufgrund eines zweiten Fahrzeugs und zusätzlicher Ausrüstung mehr Platz als zuvor, wobei die bisherige Finanzierung nicht die höhere jährliche Miete von insgesamt rund 25.000 Euro deckt. Pro Jahr müsste die Ortsgruppe 5.000 Euro aus eigenen Mitteln zahlen, die ihr dann wieder an anderer Stelle fehlen; die restlichen 20.000 Euro kämen ebenfalls ausschließlich spendenfinanziert vom BRK-Kreisverband.
Über 6.000 für das Allgemeinwohl investierte Stunden an Freizeit
Insgesamt haben die ehrenamtlichen Wasserretter 2022 freiwillig mehr als 6.000 unentgeltliche Stunden für die Allgemeinheit geleistet, unter anderem bei Wachdiensten am Thumsee und am Höglwörther See, aber auch bei Ausbildungen, im Schwimmtraining, bei der Wartung und Instandhaltung von Geräten, beim Umbau der neuen Unterkunft und bei Einsätzen. „Danke an Euch alle für dieses unglaubliche Engagement; es ist einfach der Wahnsinn, wenn man diese vielen Stunden investierter Freizeit in der Summe sieht“, lobte die unter anderem für die Dienstpläne verantwortliche Technische Leiterin der Ortsgruppe, Franziska Kornes, die auch von den insgesamt sieben SEG-Einsätzen von Februar bis Dezember berichtete, darunter Vermisstensuchen an und in Gewässern, Menschen in Wassernot und Sachbergungen aus dem Wasser.
Das Highlight war für die Reichenhaller Wasserwacht aber der Umzug in die neue Wasserrettungswache, die nur wenige hundert Meter hinter der Stadtgrenze von Bad Reichenhall in Piding liegt. Nach dem Umzug und den zeitaufwendigen Umbaumaßnahmen Ende August konnten die Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche die Unterkunft der SEG im feierlichen Rahmen segnen. „Wir haben uns alle sehr über diesen gemeinsam gesetzten Meilenstein in der Geschichte der Reichenhaller Wasserwacht gefreut, auch wenn die Freude aufgrund der Finanzierungslücke bei der Miete etwas getrübt ist“, sagte Ortsgruppenvorsitzender Hauber.
Ende des Jahres kaufte die Wasserwacht noch drei weitere Frühdefis, womit nun beide Wasserrettungsfahrzeuge und die beiden Wachstationen am Thumsee und in Höglwörth ausgestattet sind. Das Besondere: Die Defis an den Wachstationen sollen im Notfall bei einer Wiederbelebung für Jedermann zugänglich sein, weshalb die Wasserwacht gemeinsam mit der Stadt Bad Reichenhall und der Gemeinde Anger dort gesicherte Aufbewahrungsboxen installieren will. Damit jeder im Notfall gut helfen kann, wird ständig geübt und trainiert. 2022 konnten nach den Pandemie-Einschränkungen auch wieder mehr reguläre Lehrgänge stattfinden, weshalb die Reichenhaller Wasserwacht nun vier neue Rettungsschwimmer im Wasserrettungsdienst, drei weitere Wasserretter, einen zusätzlichen Luftretter und einen neuen Truppführer und Wachleiter in ihren Reihen hat. Insgesamt erhöht sich der Personalpool damit auf 38 Wasserretter, zehn Rettungsschwimmer im Wasserrettungsdienst, 16 Truppführer und Wachleiter, sechs SEG-Führer, drei Einsatzleiter im Wasserrettungsdienst, 19 Motorbootführer, sieben Rettungs- und Bergetaucher, acht Leinenführer, sechs Canyoning-Retter und drei Luftretter. Kornes: „Da alle ehrenamtlich sind und wegen Familie, Arbeit, Studium, Ausbildung, Urlaub und Krankheit nie gleichzeitig zur Verfügung stehen, brauchen wir so viele Leute als Redundanz.“
Durchschnittlich 70 Kinder und Jugendliche im Training
Um den Nachwuchs muss sich die Reichenhaller Wasserwacht auch nach den schwierigen Pandemie-Jahren aktuell keine Sorgen machen: 35 Kinder und 35 Jugendliche besuchen regelmäßig jeden Montag das Schwimmtraining im Familienbad an der Rupertus Therme. „Mit viel Eifer nehmen die Jugendlichen beim Wachdienst am Thumsee oder auch am Höglwörther See teil und unterstützen so die aktive Wachmannschaft. Außerdem durften sich die Kinder und Jugendlichen über ein gemeinsames Zeltlager mit der Berchtesgadener Wasserwacht freuen“, berichtete Jugendleiterin Julia Gierl.
Hallenbad-Eintrittskosten bremsen viele Familien beim Schwimmtraining mit dem Nachwuchs aus
In drei Schwimmkursen hat die Wasserwacht 2022 Nichtschwimmer zu Freischwimmern ausgebildet, von denen sogar 16 Buben und Mädchen das Seepferdchen-Abzeichen schafften. „Ohne weitere Übung danach werden die Kinder aber nie richtig gute Schwimmer. Wir planen die Kurse deshalb mittlerweile eher im Frühjahr, damit die Seepferdchen-Anwärter danach mit ihren Familien im Sommer zum Üben und Trainieren in die tendenziell kostengünstigeren Freibäder ausweichen können“, erklärte Gierl, die ein ernstes bisher ungelöstes Problem ansprach: „Leider sind die Kosten für den Eintritt ins Sport- und Familienbad doch für viele Familien ein triftiger Grund, wieso sie nicht regelmäßig mit dem Nachwuchs zum Schwimmen gehen können. Eventuell gäbe es eine Möglichkeit, nicht nur die Eintritte der Vereine zu fördern, sondern auch eine Ermäßigung für Kinder-Schwimmkurse und Kinder-Schwimmtraining umzusetzen, um den ohnehin finanziell stark belasteten Familien mit mehreren Kindern etwas unter die Arme zu greifen.“
Sieben neue Einsatzkräfte im aktiven Dienst
Hauber und die Vorsitzende der BRK-Kreis-Wasserwacht, Sabrina Schauer, nahmen bei der Jahreshauptversammlung Laura Simon, Korbinian Hauber, Laurenz Lang und Philipp Reumann als neue Rettungsschwimmer im Wasserrettungsdienst und Hannah Rochart, Nadine Moltke und Katrin Schropp nach dem absolvierten Wasserretter-Lehrgang offiziell als Einsatzkräfte der BRK-Wasserwacht in den aktiven Dienst auf. Für mehrjährigen aktiven Dienst zeichneten sie Korbinian Hauber (10 Jahre), Nadine Moltke und Christian Wedel (beide 15) und Gerald Rothkopf (45) aus. Die seit vielen Jahren mit verantwortungsvollen Zusatzaufgaben besonders engagierten Wasserretter Julia Wedel (u. a. langjährige Jugendleiterin) und Michael Berger (Rettungsschwimm-Ausbilder, Jugendtrainer & früherer stellvertretender Technischer Leiter) freuten sich als Anerkennung für ihre Leistungen über die Wasserwacht-Medaille in Bronze. Barbara Paul (viele Jahre lang Kassenwart und intensiv in der Schwimmausbildung engagiert) bekam für besondere Verdienste um das Bayrische Rote Kreuz die Silberne Ehrennadel verliehen.
Text: Franziska Kornes & Markus Leitner
Fotos: Franziska Kornes