BRK-Wasserwacht Ortsgruppe Bad Reichenhall zieht in gemietete Einsatzhalle nach Piding um
PIDING (ml) – Die BRK-Wasserwacht Ortsgruppe Bad Reichenhall ist Ende April nach schwieriger mehrjähriger Suche auf einem allgemein angespannten regionalen Immobilien-Markt notgedrungen aus ihrer bisherigen Unterkunft in der Reichenhaller Frühlingstraße in eine angemietete Halle der Firma Bender in der Pidinger Ahornstraße umgezogen, die sie in vier Monaten neben ihrer eigentlichen Arbeit mit viel ehrenamtlicher Eigenleistung für ihre Bedürfnisse individuell angepasst und nun durch den evangelischen Pfarrer Thomas Huber und die katholische Gemeindereferentin Marianne Aicher bei einer Feierstunde ökumenisch segnen lassen hat.
Finanzierungslücke bei der Hallen-Miete
Die Zeit drängte, denn das bisherige Gebäude wird vom Eigentümer bald abgerissen. „Wir sind froh, dass wir mit unseren beiden Fahrzeugen und den vielen Geräten und Ausrüstungsgegenständen nun für die kommenden fünf Jahre nicht auf der Straße stehen, blicken aber dennoch aufgrund allgemein rückläufiger Fördermitglieder-Beiträge und weniger Spenden in eine düstere Zukunft und hoffen als bestellte und durchführende Organisation des Wasserrettungsdienstes auf die finanzielle Unterstützung durch den letztlich rechtlich verantwortlichen und damit auch zuständigen Landkreis“, erklärt Ortsgruppenvorsitzender Siegfried Hauber. Seit 2008 war die BRK-Wasserwacht gemeinsam mit der BRK-Bereitschaft in einer angemieteten Halle in der Reichenhaller Frühlingstraße, die die Ehrenamtlichen damals für ihre Zwecke mit viel Eigenleistung saniert und angepasst hatten; nun braucht sie aufgrund eines weiteren Fahrzeugs und zusätzlicher Ausrüstung mehr Platz als zuvor, wobei die bisherige Finanzierung nicht die höhere jährliche Miete von insgesamt rund 25.000 Euro deckt. Pro Jahr müsste die Ortsgruppe 5.000 Euro aus eigenen Mitteln zahlen, die ihr dann wieder an anderer Stelle fehlen; die restlichen 20.000 Euro kämen ebenfalls ausschließlich spendenfinanziert vom BRK-Kreisverband.
Fünf SEG-Einsätze & 428 Wachstunden an den Seen
Franziska Kornes, die Technische Leiterin der Ortsgruppe, berichtete von der Inbetriebnahme des neuen Wasserrettungsfahrzeugs im vergangenen Jahr, insgesamt fünf Einsätzen der mobilen Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG), darunter auch eine Totenbergung und insgesamt 428 ehrenamtlich geleisteten Stunden an den beiden Wachstationen am Thumsee und am Höglwörther See. Die Ortsgruppe betreibt ihr bisheriges Einsatzfahrzeug zusätzlich als Taucher-Gerätewagen weiter, konnte etliche Rettungsschwimmabzeichen abnehmen und verleihen und freut sich über sechs neu ausgebildete Rettungsschwimmer im Wasserrettungsdienst, wobei die neuen Ausbilder Lukas Moltke, Daniel Bender und Matthias Eisenschink ihre Kameraden in der eigenen Ortsgruppe geschult haben.
Ehrenamtliche geehrt und gelobt
Ortsgruppenvorsitzender Siegfried Hauber ehrte seine Kameraden für langjährigen engagierten ehrenamtlichen Einsatz, darunter die Gebrüder Christian und Günter Eisenschink (wünscht nur namentlich erwähnt zu werden), Christian Hausmann, Franziska Kornes, Christian Standl und Gerald Rothkopf. Julia Wedel, Michael Berger und Barbara Paul wären ebenfalls geehrt worden, hatten aber keine Zeit, um zur Feierstunde zu kommen. Zahlreiche Ehrengäste dankten der BRK-Wasserwacht in Grußworten und im persönlichen Gespräch für ihre ehrenamtliche Arbeit, darunter Landrat Bernhard Kern, Bayerisch Gmains zweiter Bürgermeister und Vertreter der Feuerwehr, Willi Färbinger, Stadträtin Stefanie Kunz aus Bad Reichenhall, Bergwacht-Bereitschaftsleiter Stefan Strecker, BRK-Ehrenbereitschaftsleiter Peter Reiser, Bad Reichenhalls Polizeichef Peter Huber, die „Bergzahnfee“ Dr. Ulrike Arnold-Kowald und Dr. Peter Schüssler vom Lions Club sowie die Hallen-Vermieter-Familie Bender.
Schwierige Corona-Jahre liegen hinter der Kinder- und Jugendgruppe
Die beiden früheren Jugendleitungen Julia Wedel und Franziska Kornes hatten mit dem damaligen Technischen Leiter Günter Eisenschink in den vergangenen acht Jahren sehr viel Arbeit und Herzblut in die Jugendarbeit der Ortsgruppe gesteckt, die durch wiederholte Lockdowns in zwei Jahren Corona-Pandemie in die Knie gezwungen wurde: Die neue Jugendleitung mit Julia Gierl und Nadine Moltke musste sowohl die Kinder als auch die Jugendgruppe neu formieren, da sehr viele Mitglieder aufgehört hatten oder einfach zwei Jahre älter geworden sind und bei einer anderen Gruppe geschwommen sind. „Ein wieder normaler Ablauf hat bis zum heurigen Sommer gedauert; nachdem wir im Juni 2021 nach eineinhalb Jahren Zwangspause wieder anfangen durften und die Kinder im Freibad übergangsweise trainiert haben, mussten wir im Herbst 2021 schon wieder durch die hohen Inzidenzwerte alles auf Eis legen“, bedauert Gierl. Nach dem Fasching 2022 gings dann für die Nachwuchs-Wasserretter wieder langsam bergauf: Sie trainierten zuerst mit der halben Gruppe und starteten nach Ostern wieder in den Normalbetrieb, wobei aber einige Kinder und Jugendliche aufgehört hatten.
Kinder lernen erst mit sieben bis neun Jahren schwimmen
Als das Familienbad an der Therme wieder offen hatte, startete auch wieder die Prävention gegen den Ertrinkungstod: „Wir haben im Rahmen unserer personellen Möglichkeiten im Ehrenamt so schnell wie möglich wieder Anfänger-Schwimmkurse angeboten“, berichtet Gierl. Insgesamt fanden zwischen und nach den Lockdowns immerhin vier Kurse statt, bei denen die Wasserwacht 26 Seepferdchen abnehmen konnte. Gierl: „Erschreckend war, dass die Teilnehmer meist schon sieben bis neun Jahre alt waren, da sie in den beiden Corona-Jahren an keinem Kurs teilnehmen und damit auch nicht schwimmen lernen konnten.“ Die Unterstützung durch die Thermen-Geschäftsführung bei der Belegung der Bahnen sei laut Gierl gut. „Wir verhandeln aktuell aber eine noch bessere Lösung für unsere Kurse, die ja gesellschaftlich wichtig sind und verhindern helfen, dass Kinder und Jugendliche ertrinken!“ Der Druck ist groß, denn die Nachfrage der Eltern ist nach der langen Zwangspause hoch und jeder der schwimmen lernen will, kommt erst mal auf eine Warteliste. „Wir hoffen allen, die heuer warten mussten, nächstes Jahr einen Platz anbieten zu können und sind optimistisch, dass die Therme weiter mit uns an einem Strang ziehen wird. Ohne das große Engagement unserer ehrenamtlichen Trainer, die jeden Montag im Familienbad stehen oder uns bei Ausbildungen und bei Fahrten helfen, wäre dies alles nicht möglich!“
Dabei liegen frustrierende und nervenaufreibende Zeiten hinter den ehrenamtlichen Rettungsschwimmern: Das aufgrund der staatlichen Vorgaben über Nacht geschlossene Bad zwang sie dazu, einen fertig organisierten und geplanten Schwimmkurs am selben Tag des Starts gleich wieder abzusagen, der dann erst im Spätwinter nachgeholt werden konnte. Die immer mehr verbreitete Vollkasko-Mentalität stellt die Jugendleiterin kritisch infrage: „Wichtig ist, dass die Kinder auch nach unserem Kurs weiterhin schwimmen gehen können und die Eltern mit ihnen üben; eine Mutter meinte ernsthaft: Jetzt hat mein Kind ja ein Seepferdchen und ich muss nicht mehr mit ihm ins Bad.“
65 Nachwuchs-Mitglieder trainieren wieder regelmäßig
In der Kindergruppe schwimmen aktuell 30 Buben und Mädchen. Sie mussten nach der langen Zwangspause erst wieder eine Routine finden oder sind als Anfänger ganz neu dazugekommen, weshalb bei fast allen Mitgliedern ein großer Aufholbedarf in Technik und Ausdauer besteht. „Uns fehlen einfach zwei Jahre Training“, erklärt Gierl, die bei Aktionen versucht, das Gemeinschaftsgefühl als Gruppe zu stärken; die bereits geplante Weihnachtsfeier 2021 wurde kurzerhand zu einer weniger riskanten Schnitzeljagd an der frischen Luft. Aufgrund der anhaltenden Regenfälle und der kalten Witterung fiel ein geplanter Ausflug im September 2022 in den Märchenpark ins Wasser.
Die Jugendgruppe besteht aktuell aus 35 jungen Frauen und Männern, die nun wieder jeden Montag außerhalb der Ferienzeiten trainieren. Im Lockdown versuchte sie die Jugendleitung mit Online-Ausbildungen zu Knotenkunde oder Erster Hilfe bei Laune zu halten. Ab den Osterferien 2022 war wieder alles regulär möglich und so trafen sich die jungen Leute mindestens einmal im Monat zu Präsenz-Übungen und Aktionen wie Knotenkunde, Funken oder Müllsammeln am Thumsee, wobei sie seit 2019 zum ersten Mal auch wieder an den Wachdiensten teilnehmen und ihr Können und Wissen an der Seite erfahrener Kameraden in der Praxis ausprobieren konnten. 20 Jugendliche genossen zusammen mit der Ortsgruppe Berchtesgaden traumhafte Sommertage während eines fünftägigen Abenteuer-Zeltlagers am Abtsdorfer See. Die Jugendlichen schlossen dabei außerhalb der Schule neue Freundschaften in den inneren Landkreis hinein und wollten teilweise gar nicht nicht mehr nach Hause zurück: „Warum kann das Zeltlager nicht die ganzen Ferien dauern? Ich möchte gerne hierbleiben!“