BRK-Wasserwacht Ortsgruppe Berchtesgaden blickt auf erneut anspruchsvolles Jahr mit 105 Einsätzen zurück
Neuwahlen: Bisherige Stellvertreterin Claudia Lochner löst Elke Schneider als Vorsitzende ab - Carina Fischer-Stöckl wird zweite Technische Leiterin, Anja Poser Kassier und Sandra Kandler und Liv Krumme Jugendleiterinnen
SCHÖNAU AM KÖNIGSSEE (ml) – Die derzeit 51 aktiven Ehrenamtlichen der BRK-Wasserwacht Ortsgruppe Berchtesgaden haben bei ihrer Jahreshauptversammlung im Schönauer Hotel Hubertus zusammen mit einem Teil der Fördermitglieder und der Jugend auf ein erneut anspruchsvolles und arbeitsreiches Jahr mit 105 Einsätzen und zwei neu beschafften Fahrzeugen zurückgeblickt und die Vorstandschaft für die kommenden vier Jahre neu gewählt: Die bisherige Stellvertreterin Claudia Lochner löst die für ihren kooperativen Führungsstil und das familiäre Klima geschätzte Elke Schneider nach zwölf Jahren als Vorsitzende ab, die ihr dann zukünftig als neue Stellvertreterin zur Seite steht. Martin Planegger und Erhard Laube bleiben auch in Zukunft erster und dritter Technischer Leiter und werden durch die sehr engagierte Carina Fischer-Stöckl als neue zweite Technische Leiterin unterstützt, die direkt am Königssee wohnt und so bei den meisten Einsätzen sofort zur Stelle ist. Dr. Martin Eder bleibt Wasserwacht-Arzt, Anja Poser löst Nadine Ertl als Kassier ab und Sandra Kandler und Liv Krumme folgen Leni Stöger, Barbara Gallinger und Victoria Melzl als Jugendleiterinnen. „Ihr habt nicht nur für jedes Amt einen Kandidaten, sondern tatsächlich auch richtig gute Leute!“, stellte Wahlleiter Tobias Kurz anerkennend fest.
Seit sechs Jahren immer über 100 Einsätze
Vor allem durch den Tourismus-Hotspot Königssee und ihr dort stationiertes Rettungsboot ist die Berchtesgadener Wasserwacht die mit Abstand am meisten geforderte Ortsgruppe im Landkreis; 2024 hatte sie im sechsten Jahr in Folge mehr als 100 Einsätze (2024: 105, 2023: 112, 2022: 126, 2021: 106, 2020: 112, 2019: 120, 2018: 97). „Die absolute Zahl schwankt zwar bedingt durch das Wetter während der Hauptsaison und Ferienzeit und die daraus resultierende Zahl der Urlauber und Tagesgäste, hat sich aber auf einem anhaltend hohen Niveau eingependelt“, berichtete Planegger, der sich die ehrenamtlichen Einsatzleiter-Dienste das ganze Jahr über in unglaublichen 8.784 Bereitschaftsstunden rund um die Uhr mit seinem Kameraden Stefan Angerer teilt und Arbeit, Urlaub und Freizeitplanung danach ausrichtet, da einer von beiden jeden der Alarme von der Leitstelle erst mal annehmen muss.
„Das alles ist ehrenamtlich nur durch eine geniale Zusammenarbeit von der besten Sorte innerhalb der Wasserwacht, in den Familien, mit den Gemeinden und der Bevölkerung und mit allen beteiligten Stellen und Organisationen möglich! Großes Lob und herzlichen Dank an alle, die dazu im landschaftlich schönsten Einsatzgebiet Deutschlands unkompliziert und oft sehr bescheiden ihren Beitrag leisten! Ohne Euch wäre das Wasser nur nass!“ lobte Planegger, der froh ist, dass es nicht immer nur um Leben und Tod geht und auch kuriose Geschichten das Jahr geprägt haben, wie unter anderem der im Königssee verlorene und von der Wasserwacht mit einem Metallsuchgerät wieder gefundene uralte und etwas zu große Ehering einer frisch verheirateten jungen Münchnerin, den bereits die Großmutter getragen, im Garten verloren und durch eine hineingewachsene Wurzel wieder aus der Erde gezogen hatte; von einem ebenfalls im See versenkten Handy der neuesten Generation fehlt dagegen nach wie vor jede Spur.
Am meisten los war wie in den Vorjahren im August (18 Einsätze), Juli (16), Juni (14), Mai und September (jeweils 13), gefolgt vom April (8), Oktober (6), März und Dezember (jeweils 5), November (4), Januar (2) und Februar (1). 45 der Einsätze waren Rettungen aus einer Gefahrenlage, 26 Krankentransporte mit dem Boot, 14 medizinische Notfälle, drei für die mobile SEG, drei Lebensrettungen, jeweils zwei Vermisstensuchen und Sachbergungen, ein Taucheinsatz und ein Einsatz für die bei der Wasserwacht stationierte Wärmebildkamera. Insgesamt sind 2024 485 Stunden bei Einsätzen zusammengekommen, weitere 755 Stunden bei Aus- und Fortbildung, 467 Stunden für alle Arbeiten im Hintergrund und unzählige weitere, nicht detailliert dokumentierte Stunden im Schwimmtraining und bei Online-Kursen. Um das alles leisten zu können, sind die derzeit 51 Aktiven oft mehrfach qualifiziert, unter anderem als Bootsführer (17), Taucher (10), Canyon-Retter (5), Leiter der Schnell-Einsatz-Gruppe (7), Einsatzleiter Wasserrettung (2), Bootspraxisanleiter (5), Ausbilder für den Helferführerschein (2), Erste Hilfe (1), Wasserrettungsdienst (2), Digitalfunk (1), Schwimmen (4) und Rettungsschwimmen (7), in der Bezirkstauchlehrgruppe (1) und in der Bezirksrettungsschwimmlehrgruppe (1) und als Ausbildungsassistenten für Schwimmen und Rettungsschwimmen (10).
Highlights in der Aus- und Fortbildung waren neben vielen Theorieabenden und Praxisausbildungen eine Nachtübung in der Almbachklamm, eine Stationsausbildung an der Wache, eine Eisrettungsübung mit den Reichenhallern, eine Canyon-Übung in Ruhpolding, eine Verkehrsunfall-Übung, ein Rettungsschwimmer-Kurs für das Christliche Jugenddorfwerk (CJD) und ein Skill-Training mit und für die Bayerische Seenschifffahrt am Königssee, bei der mit dem Rettungsboot Rendevous-Manöver durchgeführt, ein großes Kursboot geschleppt, am Boot angelegt und die Übergabe von liegenden Patienten geübt wurde. Elke Schneider dankte allen Aktiven, Förderern und Sponsoren, berichtete von den vielen für die Kameradschaft so wichtigen gemeinsamen Festen, Ausflügen und Veranstaltungen und kündigte das 75-jährige Gründungsfest der Ortsgruppe an, das am 28. Juni im Schönauer Schornbad stattfinden wird.
14 und 18 Jahre alte Fahrzeuge ausgetauscht
Da das bisherige fast 18 Jahre alte Wasserrettungsfahrzeug im April keinen TÜV mehr bekommen hat, musste die Wasserwacht über Monate hinweg improvisiert mit ihrem Mannschaftwagen und dem Einsatzleitfahrzeug ausrücken, bis dann der sofort gestellte Eilantrag für eine Ersatzbeschaffung im Dezember umgesetzt war und die Ehrenamtlichen ihren neuen für das alpine Einsatzgebiet optimal ausgestatteten Mercedes Allrad-Sprinter abholen konnten. Die fünf Gemeinden im inneren Landkreis hatten unkompliziert eine Finanzierunglücke von rund 20.000 Euro für die erweiterte Ausstattung des Autos und das ebenfalls gegen einen Allrad-Suzuki Vitara ausgetauschte 14 Jahre alte Einsatzleitfahrzeug geschlossen und damit ihre Wertschätzung gegenüber der Wasserwacht und ihrer ehrenamtlichen Leistung für Einheimische und Urlauber zum Ausdruck gebracht. Der Fuhrpark besteht damit aus dem schwimmenden Rettungswagen am Königssee, einem weiteren mobilen Boot am Anhänger, zwei Raft-Booten, zwei Eisrettungsschlitten, drei Autos und einem Materialanhänger mit beheizbarem Zelt und Strom-Aggregat.
Erstmals über 200 aktive Kinder
Der Wasserwacht-Nachwuchs kommt vor allem aus den stets stark nachgefragten Anfänger-Schwimmkursen, wobei dann immer wieder auch gleich die ganze Familie beitritt, wenn die Kinder gut schwimmen gelernt haben und dabeibleiben wollen. 2024 fanden zusätzliche Kurse an Pfingsten statt, die aber die dennoch langen Wartezeiten auf einen Platz nur bedingt verkürzt haben. 2024 kamen insgesamt 70 neue Mitglieder dazu; die Berchtesgadener Wasserwacht zählt damit derzeit 1.113 Frauen, Männer und Kinder und ist vor allem durch ihre sehr starke Jugendarbeit so leistungsstark und erfolgreich, wobei aktuell mit 211 aktiven Buben und Mädchen erstmals die 200-er Marke geknackt wurde. „Ich bin unglaublich stolz auf unsere Kinder und Jugendlichen, die jetzt Aktive sind und mittlerweile selbst als Gruppenleiter, bei Ausbildungen und im Schwimmen Verantwortung für andere Kinder übernehmen!“ lobte Jugendleiterin Leni Stöger im Rückblick auf ihre vierjährige Amtszeit. Sie berichtete von fast 1.200 Betreuerstunden, über 1.000 Stunden im Schwimmtraining und zehn Jugendveranstaltungen und Ausflügen (Salzachauen, Naturschutz, Müll sammeln, Kräuter-Wanderung, Gewässerschutz, Märchenpark Ruhpolding, Zeltlager am Waginger See, Heimatkunde am Königssee, Christkindl-Stand und Weihnachtsfeier). Die 23 Schwimmtrainer und Helfer haben 2024 136 Schwimmabzeichen in Gold (18), Silber (51) und Bronze (67) und 95 Seepferdchen abgenommen. Heimische Organisationen und Firmen unterstützen die Wasserwacht-Jugend finanziell, darunter die Bürgerstiftung Bischofswiesen, die Sparkasse, Edeka Hölzlwimmer, das Gasthaus Salet und die Schifffahrt am Königssee, der Regionalverkehr Oberbayern (RVO), das Schornbad in der Schönau und das Schellenberger Bad.
Bademeister retten zwei Kindern das Leben
„Dadurch, dass die Kinder gut schwimmen lernen und stets wer zur Stelle ist, der gut helfen kann, passiert auch weniger!“, betonte Ortsgruppenvorsitzende Elke Schneider, die bei der Jahreshauptversammlung die Bademeister Cemal Ucar, Peter Tronicsek und Rene Wachtel auszeichnete, die als beherzte und kompetente Schutzengel bei zwei Ertrinkungsunfällen in der Watzmanntherme (November) und im Schornbad (Juli) sofort zur Stelle waren, zwei Kindern das Leben gerettet und bleibende Schäden verhindert haben. Die Berchtesgadener Wasserwacht ist seit Jahrzehnten auch eng vernetzt mit den heimischen Schulen, wobei vor allem Urgestein Gerhard Däuber und sein bis zu elfköpfiges Team vier bis fünfmal die Woche vor Ort die Lehrer beim Schulschwimmen aktiv unterstützt, weshalb viele Gewinner-Klassen beim Wettbewerb aus dem Landkreis kommen.
Ehrungen für verdiente Aktive und langjährige Mitglieder
Großes Lob gabs für erbrachte Leistung der scheidenden Vorstandsmitglieder: Kassier Nadine Ertl, Beisitzer Christoph Golser und Jugendleiterin Leni Stöger, die eine ganze Generation an hoch motivierten Buben und Mädchen auf ihrem langen Weg zur aktiven Einsatzkraft begleitet hat, haben über viele Jahre hinweg in unzähligen ehrenamtlichen Stunden die BRK-Wasserwacht maßgeblich mitgeprägt und große Fußstapfen für ihre Nachfolger hinterlassen. Die Vorsitzende der BRK-Kreis-Wasserwacht, Sabrina Schauer und die beiden Berchtesgadener Ortsgruppenvorsitzenden Claudia Lochner und Elke Schneider zeichneten Wasserwacht-Luftretter Günter Eisenschink für seinen überregionalen Einsatz beim Hochwasser 2024 mit der bayerischen Fluthelfer-Nadel aus. Seit 25 Jahren sind Katharina Fegg, Nadine Ertl und Robert Nixdorf in der BRK-Wasserwacht; Ada Pechstein und Christian Bründl sind seit 35 Jahren dabei, Josef Landthaler und Edi Schmid seit 45 und 60 Jahren. Seit 20 Jahren sind Rene Wachtel, Leni Stöger und Kathi Mühlenkamp in der BRK-Wasserwacht; seit 15 Jahren Rene und Gerti Mühlenkamp und Sandra Kandler (Enkelin von Wasserwacht-Urgestein Alfons Kandler). Elisabeth Koll und Friederike Behr sind seit fünf Jahren dabei. Für zehnjährige Mitgliedschaft wurden Dr. Martin Eder, Dr. Marco Tusl, Lisa Gloau, Christian Habicht, Laura Bründl und Amelie Hajek geehrt. Neu ausgebildete Fließwasser-Retter sind Liv Krumme, Anja Poser und Claudia Lochner. Theresa Poser und Lisa Gloau wurden als neue aktive Mitglieder aufgenommen.
Gemeinderat und Vorstand Franz Graßl von der Feuerwehr Königssee überbrachte die Grüße aller Talkessel-Bürgermeister und dankte – wie auch Kreisbrandinspektor Toni Brandner –für die kameradschaftliche Zusammenarbeit mit den heimischen Feuerwehren, wobei beide das insbesondere von Elke Schneider geprägte freundschaftlich-familiäre Miteinander betonten. Polizeichef Stefan Scharf wünschte den freiwilligen Einsatzkräften darüber hinaus „starke Nerven und viel Kraft für die nicht immer einfache Arbeit“. Der Technische Leiter der Seenschifffahrt am Königssee, Michael Brandner lobte die ganzjährig unkomplizierte Unterstützung am See, und die Vorsitzende der BRK-Kreis-Wasserwacht, Sabrina Schauer gratulierte allen Geehrten und danke vor allem Elke Schneider für drei Amtsperioden als Ortsgruppenvorsitzende.