BRK-Wasserwacht Ortsgruppe Freilassing-Ainring leistet fast 3.000 ehrenamtliche Stunden
FREILASSING (ml) – Die insgesamt 189 Mitglieder und häufig bereits seit mehreren Jahrzehnten 20 aktiven ehrenamtlichen Einsatzkräfte der BRK-Wasserwacht Ortsgruppe Freilassing-Ainring haben sich durch die pandemiebedingten Einschränkungen nicht aus der Bahn werfen lassen und sind der Rettungsorganisation treu geblieben, wobei sie 2022 wieder langsam aber stetig regulär loslegen konnten und insgesamt 2.921 Stunden geleistet haben. Ortsgruppenvorsitzender Michael Armstorfer, der Technische Leiter Florian Graf und Jugendleiterin Barbara Leder berichteten bei der Jahreshauptversammlung im Freilassinger BRK-Haus allerdings von deutlich weniger Kindern und Jugendlichen im Schwimmtraining und in den Gruppenstunden, die mit mehr Nachmittagsunterricht in der Schule intensiver gefordert seien und weniger oder gar keine Zeit mehr für die Wasserwacht hätten.
Wertvolle Quereinsteiger durch zeitintensive Ausbildung am Wochenende nicht ausschließen
Ältere Quereinsteiger seien in der BRK-Wasserwacht zwar eher die Ausnahme, aber „auch 40-jährige Familienväter sind bei uns exzellente Lebensretter und stehen 20-Jährigen in Nichts nach!“, betonte Armstorfer, der sich persönlich wünscht, dass die im Vergleich zu anderen Interessen zeitaufwendige Grundausbildung weitgehend in den regelmäßigen Dienstabenden unter der Woche absolviert werden kann und nicht nur separat bei oft weit entfernten Lehrgängen am Wochenende stattfindet, um Interessierte aufgrund ihrer beruflichen und vor allem auch privaten Lebenssituation mit Partner und Kindern nicht vorab auszuschließen. Er dankte den Gemeinden Ainring und Saaldorf-Surheim für ihre besondere Unterstützung und insbesondere auch der Stadt Freilassing, unter anderem auch für die Trainingsmöglichkeiten im Badylon und die trotz der Energie-Krise dort weiterhin konstante Wassertemperatur: „Eventuell können nur die Eintrittspreise noch etwas gesenkt werden, denn wir machen unser Ehrenamt zwar gratis, aber definitiv nicht umsonst!“ Er freute sich, dass die Zahl der Nichtschwimmer mit den ersten Kursen nach den Lockdowns wieder langsam sinkt.
Eine ganze Generation hat nicht oder nur sehr schlecht schwimmen gelernt
Mit ihrer Frei- und Rettungsschwimmausbildung leistet die BRK-Wasserwacht nach einer über zweijährigen Zwangspause seit 2022 wieder nachhaltige Prävention im Kampf gegen den Ertrinkungstod und sorgt dafür, dass im Notfall doch recht häufig wer vor Ort ist, der einen anderen Menschen sofort aus dem Wasser ziehen kann und damit Leben rettet, bevor überhaupt organisierte Hilfe eintrifft, die ohne engagierte und mutige Ersthelfer wesentlich häufiger nur noch Tote bergen könnte. Bedingt durch die Pandemie, geschlossene Bäder und ausgefallene Kurse hat eine ganze Generation an Kindern gar nicht, verzögert oder nur sehr schlecht Schwimmen gelernt. Darüber hinaus können viele der im Landkreis angekommenen Flüchtlinge auch nicht schwimmen. Die BRK-Wasserwacht ist als Gemeinschaft des Roten Kreuzes Teil des komplexen Hilfeleistungssystems und damit ein wichtiger Akteur im Katastrophenschutz des Landkreises: Die Wasserwacht hat im vergangenen Jahr dabei die BRK-Bereitschaften unter anderem bei der Betreuung und Verpflegung ankommender Flüchtlinge unterstützt. 84 Kinder ab sechs Jahren haben 2022 in drei Anfänger-Schwimmkursen bei der Wasserwacht wieder das Schwimmen gelernt; darüber hinaus nahmen die ehrenamtlichen Schwimmausbilder und Schwimmhelfer in den heimischen Bädern 138-Seepferdchen- und 106 Seeräuber-Abzeichen, 65 Deutsche Schwimmabzeichen in Bronze und 38 in Silber, 26 Rettungsschwimmabzeichen in Bronze und sieben Rettungsschwimmabzeichen in Silber ab.
Vier SEG-Einsätze, Bäder-Wachdienst, Flüchtlingshilfe, Rehkitzrettung & Hausnotruf-Hintergrunddienst
Nach den Lockdowns ging 2022 zumindest im zweiten Halbjahr auch die Einsatzkräfte-Ausbildung wieder weitgehend uneingeschränkt weiter, wobei sich die Ortsgruppe mit Tobias Krinke und Willi Springer über zwei neue Rettungs- und Bergetaucher freut – Graf: „nach vielen Jahren wieder die ersten, aber hoffentlich nicht die letzten Jungtaucher bei uns!“ Die mobile Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) der BRK-Wasserwacht war 2022 bei vier Einsätzen im Landkreis unterwegs, darunter das tragische Unglück am 20. Februar mit einem in die Salzach gestürzten Kleinwagen, bei dem trotz der raschen Hilfe eine dreiköpfige Familie ertrunken ist. Bei insgesamt 82 Wachstunden in den Freibädern Ainring und Freilassing waren die Rettungsschwimmer und Sanitäter vor Ort, um bei kleineren und größeren Notfällen fachgerechte Hilfe leisten zu können; so auch am 13. August beim nach langer Pause wieder stattfindenden traditionellen Feldkirchener Triathlon: 15 Einsatzkräfte sicherten die 230 Schwimmer mit zwei Booten auf der 200 Meter langen Strecke ab. Im Wasserrettungsdienst und Katastrophenschutz brachten die Ehrenamtlichen insgesamt 113 Einsatzstunden zusammen. Dazu kommen 13 Hausnotruf-Hintergrund-Einsätze, da die Wasserwacht für den BRK-Kreisverband seit vielen Jahren in Freilassing, Ainring und Saaldorf-Surheim rund 200 Teilnehmer betreut, die im Notfall auf die rasche Hilfe der Freiwilligen zählen können. Damit im Notfall, wenn jede Minute über Leben und Tod entscheiden kann, auch alles klappt, sind viel Ausbildung, Übung und Vorbereitung notwendig: Bei den regulären Dienstabenden, externen Aus- und Fortbildungen, Öffentlichkeits- und Vereinsarbeit, Sitzungen, Instandhaltung und Umbauten kamen 2.671 Stunden zusammen. Seit 2020 gibt es die Rehkitz-Rettung per Wärmebild-Drohne in der BRK-Wasserwacht, wobei das Team rund um Andi Arnemann im letzten Frühjahr bei fünf Einsätzen mit 42 ehrenamtlichen Stunden 36 Hektar abgeflogen ist und dabei sieben zum Teil frisch gesetzte Kitze vor dem sicheren Mähtod bewahrt hat. Beim Gewerbe-Sonntag in Saaldorf-Surheim stellte die Organisation ihre Arbeit vor und warb um neue Mitglieder und Förderer. Trotz des Dauerregens waren viele Interessierte da, denen wir unsere Arbeit präsentieren konnten“, erinnert sich Graf.
Nur noch 16 Kinder und Jugendliche
Derzeit sind nur noch 16 Kinder und Jugendliche zwischen sieben und 13 Jahren in der Wasserwacht, die während der Pandemie und insbesondere durch die zusätzlichen schulischen Belastungen mit mehr Nachmittagsunterricht Jungmitglieder verloren hat und sich über mehr interessierte Buben und Mädchen freuen würde. „Wir versuchen die Kinder zu motivieren, verantwortungsbewusste, sportliche und engagierte junge Menschen zu werden!“, erklärt Jugendleiterin Barbara Leder, die seit mittlerweile zehn Jahren im Amt ist und sich freut, dass seit vergangenem Sommer wieder ein weitgehend normales Programm für den Wasserwacht-Nachwuchs stattfinden kann und nach nur elf Dienstabenden 2021 wieder 24 Termine mit Erste-Hilfe-Ausbildung und Schwimmtraining stattfinden konnten, wobei insgesamt 280 ehrenamtliche Stunden zusammenkamen, darunter in einem Trau-Dich-Kurs und dem Junior-Wasserretter, der die Einsatzkräfte von morgen in einer Art Grundausbildung mit sämtlichen Themen auf ihren aktiven Dienst als junge Erwachsene vorbereitet. Leder achtet besonders darauf, dass nie der Spaß und die Gemeinschaft zu kurz kommen, damit die Kinder und Jugendlichen immer gerne wiederkommen und der Organisation nachhaltig treu bleiben. Sie ist stolz auf ihre Gruppe: „Ihr arbeitet effektiv mit viel Freude, Ehrgeiz und eigenen Ideen mit und wir sind froh, dass ihr trotz aller Hürden der vergangenen Jahre immer noch bei uns seid!“
Lob fürs gesellschaftliche Engagement & verdiente Ehrenamtliche geehrt
Die Kreis-Vorsitzende der BRK-Wasserwacht, Sabrina Schauer zeichnete sechs verdiente Ehrenamtliche für langjährigen aktiven Dienst aus (von links): Lukas Karl (5 Jahre), Michael Armstorfer (10), Laura Kuchlbauer (5), Michaela Kuchlbauer (10), Nina Eckert (5) und Peter Graf (35).
Freilassings Bürgermeister Markus Hiebl lobte die ehrenamtlichen Wasserretter für ihren unverzichtbaren Einsatz für die Gemeinschaft, stellte zugleich aber auch das schwierige gesellschaftliche Spannungsfeld zwischen Eigenverantwortung, Erwartungshaltung, Vollkasko-Mentalität und Fürsorge dar, in dem sich die Gesellschaft und Menschen heute bewegen, die meist ehrenamtlich mehr tun, als ihre reine Pflicht. Hiebl nannte als Beispiel den aktuell kontrovers diskutierten Zaun am Abtsee-Ufer, der zwar vielleicht für viele Menschen zunächst überzogen wirken würde, aber dann doch wieder angesichts des aktuellen Berufungsprozesses gegen den Ex-Bürgermeister von Neukirchen in Nordhessen seine Berechtigung habe, da dort vor mehr als sechs Jahren drei Kinder in einem Löschteich ertrunken waren und das Gericht nun wieder der Frage nachgeht, ob der damalige Bürgermeister aufgrund mangelnder Vorsorge mit verantwortlich ist: „In welcher Welt leben wir aber, wenn wir jedes denkbare Risiko absichern sollen und kaum mehr jemand Verantwortung für sich selbst und andere Menschen übernehmen will?“ Hiebl nannte auch die vielen Flüchtlinge, darunter nicht wenige Nichtschwimmer, die auch die Wasserwacht fordern würden: „Es braucht Mut, um diesen Herausforderungen gerecht zu werden!“
Freilassings Feuerwehrkommandant Rochus Häuslmann übergab der BRK-Wasserwacht einen Schlüssel fürs Feuerwehrhaus, damit sie ihre Taucherflaschen dort zum Befüllen deponieren kann und lobte neben der wertvollen Jugendarbeit die kameradschaftliche Zusammenarbeit: „Wir kommen im Einsatz zwar nicht so oft zusammen, wenn aber etwas passiert, dann läuft das Zusammenspiel hochprofessionell ab!“ Neben Sabrina Schauer und dem Ehren-Vorsitzenden der Kreis-Wasserwacht, Rudi Schierghofer, dankte auch Zugführer Konstantin Krause vom Technischen Hilfswerk (THW) der BRK-Wasserwacht für ihren nützlichen Dienst für die Gesellschaft und die gute Zusammenarbeit.