Die 55-jährige Birgit verbringt ihre letzten gemeinsamen Tage mit ihrem Mann Thomas am Meer
ADNET BEI SALZBURG/POREC (ml) – Ihre letzten gemeinsamen Tage zusammen mit ihrem Mann Thomas hat die 55-jährige Birgit aus Adnet bei Salzburg bei schönstem Sommerwetter in Porec am Meer verbracht; Barbara und Rosemarie vom Herzenswunsch Hospizmobil des Roten Kreuzes haben das Paar auf der viertägigen Kurzreise begleitet, versorgt und betreut und der früheren Krankenschwester und Mutter von vier Söhnen trotz ihres mittlerweile schlechten Gesundheitszustands ihren letzten großen Herzenswunsch erfüllt.
„Birgit hatte nach längerer Krebserkrankung aufgrund von Metastasen im Gehirn keine Aussicht mehr auf eine erfolgreiche Behandlung. Ihr Wunsch, die letzten Tage noch so schön wie nur möglich zusammen mit ihrem Mann zu gestalten, war deshalb besonders wichtig für uns!“, betont Rosemarie, die sich zusammen mit Barbara am frühen Montagmorgen auf den Weg machte, um Birgit und Thomas nach Kroatien abzuholen. Der Zustand von Birgit hatte sich kurz vor der Fahrt schon zusehends verschlechtert, so dass eine liegende Beförderung und medizinische Begleitung notwendig waren. „Wir hatten aber alles im Griff und haben uns so gut wie möglich mit den Umständen arrangiert; kein Problem, wofür es nicht eine Lösung gibt war das Motto unserer besonderen Reisegruppe!“ berichtet Rosemarie.
Angekommen in Porec erfolgte der Transfer ins Hotel Resort via Fähre anstelle des regulären Shuttle-Bootes und das Personal ließ die Rotkreuzler mit der Trage bis ins Zimmer fahren und besorgte alles, was für die Pflege zusätzlich notwendig war. Die stets sportliche und aktive Birgit wollte das nach vielen Urlauben mit der Familie mit schönen Erinnerungen verbundene Meer wiedersehen und auch spüren: Das Hotel-Personal half kurzerhand mit und trug die 55-Jährige ins Wasser, wo sie Thomas im Arm halten konnte, so dass sie sich treiben lassen und die Wellen spüren konnte. „Ein kostbarer und unwiederbringlicher Moment für die Beiden, den sie sichtlich genossen!“, freut sich Helliel.
Am zweiten Tag gings zu den Delfinen: Es gibt viele Betreiber von Ausflugsschiffen, die solche Touren anbieten, aber keine speziell für Rollstuhlfahrer. Nach einigen Telefonaten fanden die Rotkreuzlerinnen aber ein geeignetes Schiff, das extra an einem anderen Steg anlegte, wo die Helfer kurzerhand mit vereinten Kräften der Crew Birgit in ihrem Rollstuhl an Board hoben. Als sie auf der Fahrt dann auch noch die ersehnten Delfine zu sehen bekam, ging ein weiterer Herzenswunsch in Erfüllung. So gern sie auch ihren Blick über das offene Meer schweifen ließ, strengte die Bootsfahrt Birgit aber sichtlich an, so dass der Tag nach einem kurzen Abendessen auch schon früh vorbei war, um für den letzten Urlaubstag noch Kraftreserven mobilisieren zu können; und diese brauchte Birgit dann auch, als sie zunächst ihrem Mann beim Schwimmen zusah und dann selbst ein letztes Bad nahm. „So anstrengend es für sie auch war, so glücklich strahlten aber dann auch ihre Augen, als sie lachend noch ein letztes Mal das Meerwasser und die Wellen genießen konnte!“, freut sich Rosemarie.
Nach einer improvisierten Dusche und einer längeren Erholungspause wartete schließlich noch eine weitere, kurzerhand vom Roten Kreuz organisierte Überraschung auf das Paar: Ein romantisches Candle-Light-Dinner mit Blick aufs Meer. Das Hotel- und auch das Restaurant-Personal hatte keine Mühen gescheut und weitere kostbare Augenblicke erschaffen, die das Paar in seine Erinnerungsschachtel packen konnte. Der anschließende Sonnenuntergang ließ die kleine Reisegruppe bewundernd aber doch auch etwas wehmütig zurück. „Wie mag es wohl sein zu wissen, dass man etwas zum letzten Mal tut? Man mag es sich gar nicht vorstellen, aber Birgit und ihr Mann Thomas wissen es!“, bedauert Rosemarie.
Am nächsten Morgen gings für Birgit zurück, wobei ihre Kraft sichtbar schwand: Wieder so schonend wie nur möglich auf der Fahrtrage mit der Autofähre und einem perfekt eingespielten ehrenamtlichen Herzenswunsch-Team. Zurück in Salzburg wartete im Hospiz das neue Zimmer auf sie und auch Freunde und Familie begrüßten die Heimkehrer freudig. Der Abschied von ihren ganz besonderen Reisegästen fiel Barbara und Rosemarie diesmal besonders schwer: „Man wächst in diesen ganz besonderen letzten Momenten emotional eng zusammen, auch wenn man sich vorher noch gar nicht gekannt hat!“ Birgits letzte Worte hallen den beiden Rotkreuzlerinnen noch immer nach: „Gott war immer bei mir und hat mir die beiden Engel geschickt, damit wir noch auf diese Reise gehen konnten. Jetzt kann ich gehen!“ Nur etwas mehr als einen Tag später schloss Birgit in den Armen ihres Mannes zum allerletzten Mal ihre Augen – ihr letzter großer Wunsch war damit keinen Tag zu früh erfüllt.
„Um einen derartigen Herzenswunsch in den letzten Lebenstagen überhaupt noch erfüllen zu können, braucht man ein top Team mit viel Fingerspitzengefühl und langjähriger Erfahrung, das bei der Organisation und Durchführung hilft, sowie engagierte und hilfsbereite Menschen, die vor Ort alles Erdenkliche veranlassen, damit es unvergessliche Tage werden. Ein großer Dank gilt neben unseren ehrenamtlichen Helfern auch allen Sponsoren, die derartige Fahrten ermöglichen“, lobt BRK-Kreisbereitschaftsleiter Florian Halter.