Drei zum Teil schwer Verletzte bei großem Lawinenabgang im Staufenkar
Einheimische werden rund 100 Höhenmeter mitgerissen und verletzt, aber kaum verschüttet
INZELL – Am Freitagnachmittag gegen 14.40 Uhr sind bei einem Lawinenabgang im oberen Staufenkar auf der Nordwestseite des Hochstaufens knapp unterhalb der Scharte am Mittelstaufen drei junge Männer rund 100 Höhenmeter mitgerissen und dabei zum Teil schwer verletzt worden. Die 33, 25 und 22 Jahre alten Skibergsteiger aus den Landkreisen Berchtesgadener Land und Traunstein waren wegen des steilen letzten Abschnitts ohne angeschnallte Ski und mit Abstand im Aufstieg, als sich in über 1.500 Metern Höhe ein etwa 100 Meter breites Schneebrett mit einer Anrisskante von geschätzt über einem Meter löste, das die Einheimischen mitriss, aber nur zeitweise oberflächlich verschüttete, so dass sie sich selbst befreien konnten. Ein Ersthelfer, die Bergwacht und die Besatzung des Traunsteiner Rettungshubschraubers „Christoph 14“ versorgten den schwer verletzten 33-Jährigen, den mittelschwer verletzten 25-Jährigen und den leicht verletzten 22-Jährigen und flogen sie ins Tal.
Ein Freilassinger Bergwachtmann war privat im Aufstieg, als sich geschätzte 200 Höhenmeter über ihm der Lawinenunfall ereignete: er setzte sofort bei der Leitstelle Traunstein einen Notruf ab, nahm mit seinem Lawinen-Verschütteten-Suchgerät (LVS) auf dem rund 300 Meter langen und 100 Meter breiten Kegel die Suche auf und leistete den beiden leichter Verletzten und dem oberhalb liegenden schwerer Verletzten Erste Hilfe, wobei er vor allem den Wärmeerhalt sicherstellte. Die Betroffenen hatten offensichtlich Glück im Unglück, dass sie kaum verschüttet und ohne angeschnallte Ski erfasst wurden, die sonst bei nicht ausgelöster Bindung wie ein Anker in der Lawine nach unten ziehen.
Während Einsatzkräfte der alarmierten Bergwachten Bad Reichenhall, Freilassing, Inzell und Teisendorf-Anger von Aufham und Adlgaß aus mit zwei All-Terrain-Vehicle (ATV) und Skiern in Richtung Staufenkar aufbrachen, nahm „Christoph 14“ in Urwies ein Lawinenhundeteam der Bergwacht auf und setzte es nach kurzer Suche mit der Rettungswinde an der Einsatzstelle ab. Der Hundeführer ließ seinen Hund zur Kontrolle nochmals das Lawinenfeld ablaufen. Da niemand mehr verschüttet war, brachte „Christoph 14“ in weiteren Flügen zusätzliche Bergretter und einen Notarzt per Winde an die Einsatzstelle. Sie versorgten die Verletzen und flogen sie dann sehr zügig noch innerhalb der ersten Stunde in zwei Luftrettungssäcken und mit einem Rettungssitz nach Urwies aus. Dort standen drei Rettungswagen des Roten Kreuzes bereit, in denen die Patienten weiter untersucht und versorgt werden konnten. Den schwer verletzten 33-Jährigen brachten die Einsatzkräfte ins Salzburger Landeskrankenhaus; der mittelschwer verletzte 25-Jährige und der leicht verletzte 22-Jährige kamen mit einem weiteren Rettungswagen in die Kreisklinik Bad Reichenhall.
Die Alpine Einsatzgruppe (AEG) der Bayerischen Polizei war mit fünf Bergführern und einem Suchhund im Einsatz und nahm den Unfall auf. Die Besatzung des Polizeihubschraubers „Edelweiß 2“ flog die Beamten dazu an die Unfallstelle und brachte zurückgelassenes Material ins Tal. Die am Berg verbliebenen zwei Bergretter fuhren mit Skiern ab. Der Kriseninterventionsdienst (KID) der Bergwacht kümmerte sich in Urwies um einen betroffenen Angehörigen des schwer Verletzten. Das Team des Technikbusses der Bergwacht-Region Chiemgau tankte mit dem Kerosin-Anhänger die beiden Helis wieder auf. Insgesamt waren rund 60 Einsatzkräfte beteiligt und teilweise über drei Stunden lang gefordert, darunter drei Lawinenhundeteams von Bergwacht und Polizei, zwei Bergwacht-Notärzte und der Heli-Notarzt, die AEG, die Rettungswagen- und Heli-Besatzungen und der KID. Der Berchtesgadener Hundeführer stand abholbereit am Bayerisch Gmainer Sportplatz, wurde vor Ort aber nicht mehr benötigt; ein weiteres Hundeteam konnte auf der Anfahrt wieder umkehren.
Markus Leitner
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