Erschöpfte Urlauber verlieren wegen des Nebels im Abstieg vom Edelweißlahnerkopf die Orientierung
RAMSAU BEI BERCHTESGADEN – Zwölf Einsatzkräfte der Bergwacht Ramsau und zwei Heli-Besatzungen haben am Samstagabend in einer rund fünfstündigen Rettungsaktion zwei erschöpfte und im Nebel orientierungslose Urlauber aus Nordrhein-Westfalen von der Südostseite der Reiteralpe gerettet. Die beiden unverletzten 41 und 47 Jahre alten Männer hatten im Abstieg über den alpinen Edelweißlahnersteig hinab zum Antonigraben knapp unterhalb des Gipfels den Steig verloren und dann kurz nach 17 Uhr bei der Leitstelle Traunstein einen Notruf abgesetzt.
Der alarmierte Einsatzleiter der Ramsauer Bergwacht forderte den Traunsteiner Rettungshubschrauber „Christoph 14“ an und ließ in zwei Anflügen insgesamt fünf Bergretter an der Gabelung zur Fernsebner Platte in rund 1.250 Metern knapp unterhalb der Wolkengrenze absetzen, die dann weiter zu Fuß aufstiegen und die Verstiegenen im Nebel suchten. Parallel fuhren vier weitere Retter mit zwei Fahrzeugen zum Fernsebner Berg und stiegen dann weiter zu Fuß auf zwei verschiedenen Steigen zum Edelweißlahner auf, wobei die ersten Retter kurz nach 18.50 Uhr an der Einsatzstelle in knapp über 1.700 Metern ankamen. Die nachfolgenden Kräfte hatten bereits begonnen, die riskantesten Abschnitte des vor allem im unteren steilen Schrofengelände oberhalb des Stahlseils durch die vielen Regenfälle der letzten Wochen sehr schlammigen, nassen und rutschigen Steigs mit Seilen zu versichern und damit zu entschärfen, da sich auch ansonsten feste Steine bei Belastung aus dem aufgeweichten Untergrund lösten.
Kurz nach 19 Uhr begannen dann fünf Bergretter mit den beiden Urlaubern am kurzen Seil den Abstieg. Aufgrund des hohen Risikos im rutschigen Gelände forderte der Einsatzleiter dann um 20 Uhr einen Polizeihubschrauber nach, um die Männer an der Nebeluntergrenze mit der Winde aufzunehmen und auszufliegen. „Edelweiß 2“ traf kurz nach 20.30 Uhr in der Ramsau ein, startete wenige Minuten später vom Tallandeplatz und holte nacheinander in mehreren Anflügen beide Männer und mehrere Bergretter an einem gutem Aufnahmepunkt knapp unterhalb des Nebels ab und flog sie ins Tal, wo sie zwischen 21 und 21.20 Uhr ankamen. Vier weitere Einsatzkräfte stiegen über den Antonigraben zu Fuß ab, nachdem sie die Seilversicherungen wieder abgebaut hatten; ihre Kameraden holten sie dann mit dem Auto ab und brachten sie zurück zur Wache, wo alle gegen 21.50 Uhr wohlbehalten ankamen. Insgesamt waren zwölf Ramsauer Bergretter, davon neun im Gelände und die beiden Heli-Besatzungen teilweise bis 22.30 Uhr gefordert, da die durch den Schlamm verschmutzte Ausrüstung noch gereinigt werden musste. Die Geretteten waren sehr dankbar für die Hilfe und revanchierten sich in der Folge-Woche mit einer Geldspende und Geschenken bei den Ehrenamtlichen. „Wir sind froh, dass sie, gerade bei diesen rutschigen Verhältnissen, nichts mehr versucht und stattdessen den Notruf gewählt haben“, erklärt Pressesprecher Michael Renner.
Steinschlag an der Hocheisspitze
Am Montagvormittag (15. Juli) ging gegen 10.40 Uhr ein Notruf vom Gifel des Kammerlinghorns ein: Die Anruferin hatte Bergsteiger in Richtung der Hocheisspitze aufsteigen sehen und dann einen Steinschlag gehört; zwei Leute waren im Kar im Aufstieg und waren daraufhin hinter einem Felsen in Deckung gegangen, wobei sie auch nach einer Stunde nicht mehr zum Vorschein kamen und auch nicht auf Rufe reagierten. Der Einsatzleiter klärte die Situation telefonisch ab, wobei sich dann ergab, dass der Steinschlag tendenziell zu klein war, um gleich zwei Leute abzuräumen – eine Stunde nach dem Ereignis tauchten dann auch zwei Bergsteiger am Gipfel der Hocheisspitze auf, die vermutlich zuvor Schutz gesucht hatten. Nach Rücksprache mit der Polizei bestand für die Bergwacht kein weiterer Handlungsbedarf, weshalb die fünf Bergretter dann auch nicht ausrückten.