· Einsätze

Fußverletzung im Abstieg von der Blaueishütte – Kopfverletzung am Forstbegangsteig – vermisster Bergsteiger im Watzmann-Südspitz-Abstieg

RAMSAU BEI BERCHTESGADEN – Nachdem die meisten Berghütten und Almen mittlerweile geschlossen haben, ist es auch für die Ehrenamtlichen der Bergwacht Ramsau deutlich ruhiger geworden; dennoch waren die Freiwilligen während der vergangenen Tage vereinzelt bei Einsätzen am Hochkalter und Watzmann gefordert.

13-Jähriger verletzt sich im Abstieg von der Blaueishütte am Sprunggelenk
Am vergangenen Dienstagnachmittag (24. Oktober) brauchte gegen 13.20 Uhr ein 13-jähriger Jugendlicher aus Unterfranken die Ramsauer Bergwacht, da er bei einem Schulausflug im Abstieg von der Blaueishütte zur Schärtenalm am Hochkalter umgeknickt war und sich am Sprunggelenk verletzt hatte. Die ehrenamtlichen Bergretter holten den Buben und seinen Lehrer an der Talstation der Materialseilbahn ab, fuhren sie ins Tal und übergaben sie an eine Krankenwagen-Besatzung des Malteser-Hilfsdienstes, die ihn dann in die Kreisklinik Bad Reichenhall brachte. Drei Bergretter waren bis 16.30 Uhr im Einsatz.

80-Jähriger stürzt in Schacht
Am Sonntagnachmittag vor einer Woche (22. Oktober) war die Bergwacht Ramsau an der Rettung eines 80-Jährigen beteiligt, der gegen 15 Uhr in einen drei Meter tiefen Schacht gestürzt war und sich dabei schwer verletzt hatte (wir berichteten). Angehörige setzten bei der Leitstelle Traunstein einen Notruf ab, die sofort das Berchtesgadener Rote Kreuz mit dem Notarzt und einem Rettungswagen sowie die Freiwilligen Feuerwehren Ramsau, Berchtesgaden und Königssee und den Salzburger Notarzthubschrauber „Christophorus 6“ zum Unfallort schickte. Die Bergretter der Bergwacht Ramsau waren gerade von einem anderen Einsatz zurück an der Bergrettungswache und wurden ebenfalls per Funk als Erstversorger alarmiert. Mehrere ortsansässige Einsatzkräfte fuhren zusätzlich zur Einsatzstelle und leiteten Erste Hilfe. Die Rettungskräfte schafften es, den Mann schnell aus dem Schacht zu befreien und ihn anschließend medizinisch zu versorgen. Die Besatzung von „Christophorus 6“ übernahm den Patienten wenig später und flog ihn zur weiteren Behandlung zum Salzburger Landeskrankenhaus. Beamte der Berchtesgadener Polizei nahmen den genauen Unfallhergang auf. Neun Bergretter waren bis 16 Uhr im Einsatz.

46-Jähriger rutscht am Forstbegangsteig auf nasser Wurzel aus und verletzt sich am Kopf
Am frühen Sonntagnachmittag (22. Oktober) war gegen 13.30 Uhr ein 46-jähriger Urlauber aus Schleswig-Holstein in rund 1.350 Höhenmetern am Hochkalter-Forstbegangsteig auf den nassen Wurzeln ausgerutscht und so unglücklich gestürzt, dass er mit einer stark blutenden Kopfverletzung nicht mehr absteigen konnte. Da die Einsatzstelle über Handy nicht mehr erreichbar war und der Einsatzleiter die genaue Lage nicht abklären konnte, forderte die Bergwacht einen Heli mit Notarzt nach, wobei die Leitstelle dann den Hinterglemmer Notarzthubschrauber „Martin 6“ in die Ramsau schickte. Gleichzeitig fuhren zwei Einsatzkräfte mit dem All-Terrain-Vehicle (ATV) hinauf zum Forstbegangsteig; zwei weitere Bergretter richteten im Klausbachtal einen Zwischenlandeplatz ein, wo die Heli-Besatzung ihr Rettungstau montierte, mit dem sie dann den von den beiden Bergrettern bereits erstversorgten Verunfallten aufnahm und ins Tal flog. Von dort aus gings im Heli weiter zur Kreisklinik Bad Reichenhall. Sechs Bergretter waren bis kurz vor 15 Uhr gefordert.

Franzosen verlieren Bergsteiger im Südspitz-Abstieg
In der Nacht von Freitag auf Samstag vor einer Woche (21. Oktober) ging gegen Mitternacht ein Notruf wegen eines vermissten Bergsteigers nach der Watzmann-Überschreitung im Südspitz-Abstieg ein: Zwei Franzosen waren gegen 23 Uhr am Wimbachschloss vorbeigekommen und hatten dort erzählt, dass sie bereits rund zwei Stunden zuvor ihren 57-jährigen Begleiter mit einer angeblichen leichten Knieverletzung im unteren steilen und glitschigen Abstieg aus den Augen verloren hätten und nicht wüssten, ob er noch hinter ihnen oder bereits vorausgegangen sei. Die Bergwacht konnte zunächst nur am Wimbachschloss zurückrufen, da die beiden Franzosen bereits weiter abgestiegen waren, fand die Melder dann aber an der Wimbachklamm und fuhr mit ihnen zur Wache, um sie zu befragen: Das Duo hatte sich im Südspitz-Abstieg vom dritten Mann getrennt und seitdem nichts mehr von ihm gehört. Gegen 0.30 Uhr fuhr dann ein Erkundungstrupp ins Gries, der den Mann aber bis kurz vor 1 Uhr bis hinein ins hintere Gries nicht finden konnte und dann für die weitere Suche im Südspitz-Abstieg ein Funk-Gateway aufbaute. Der Einsatzleiter forderte den Technikbus mit Wärmebild-Drohne nach und schickte weitere Retter mit Fahrzeugen ins Gries, die auch den Fußweg mit dem Motorrad absuchten, gegen 1.40 Uhr zu Fuß weiter zur Südspitze aufstiegen und ein Licht sahen, das ihrer Einschätzung nach in einer Rinne abseits des Steigs unterhalb vom Goldbründl war. Rund eine halbe Stunde später konnten sie Sicht- und Rufkontakt zum 57-Jährigen herstellen, der nicht verletzt, nicht unterkühlt und gehfähig war und mit den Rettern gemeinsam absteigen konnte. Gegen 2.45 Uhr waren die Einsatzkräfte mit dem Mann dann an der oberen Kette, eine halbe Stunde später an der unteren Kette und gegen 3.50 Uhr dann an den Fahrzeugen. Der Mann wurde schließlich gegen 4.15 Uhr an der Wache von seinen Freunden abgeholt. 14 Bergretter aus Ramsau (12), Bergen (1) und Traunstein (1) waren bis 4.45 Uhr im Einsatz.

Angenommener Stillstand des Hochschwarzeck-Sessellifts
Am vergangenen Donnerstagabend (26. Oktober) übten die Bergwachten Ramsau und Inzell, die Feuerwehr Ramsau und die Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) der BRK-Bereitschaft Berchtesgaden gemeinsam am Hochschwarzeck, wo der Ausfall des mit 19 Fahrgästen besetzten Sessellifts am Toten Mann angenommen wurde. „Die Leute waren auf die gesamte Länge der Seilbahn verteilt, die in fünf Rettungsabschnitte unterteilt ist, von denen den untersten, recht flachen und gut erreichbaren Abschnitt bereits schon traditionell eingespielt die Feuerwehr mit ihren Leitern übernimmt“, erklärt Bergwacht-Sprecher Michael Renner. Seine Kameraden mussten in den oberen Abschnitten die Betroffenen abseilen und dann über die Hirscheckblitz-Rodelbahn oder über die Skipiste bis zum Übergabepunkt begleiten und von dort aus per Fahrzeug bis zur Talstation bringen, wo die BRK-Bereitschaft innerhalb einer halben Stunde einen Behandlungsplatz mit beheiztem aufblasbaren Zelt für die Unterkühlten und zur notfallmedizinischen Versorgung von einem kritischen und vier leicht Erkrankten aufgebaut hatte und alle Leute registrierte. Im mittleren Abschnitt reagierte ein offensichtlich bewusstloser Betroffener nicht auf Rufe, weshalb die Retter Notarzt, Defi und Gebirgstrage von der Talstation anforderten und mit dem ATV so nah wie möglich an die Einsatzstelle bringen ließen. Der Rettungstrupp fuhr dann am Seilbahnseil über mehrere Sessel bis zum Bewusstlosen, stellte dort einen Herzkreislaufstillstand fest und ließ die Übungspuppe so schnell wie möglich vom Sessel auf den Boden ab, wo die nachgeforderten Retter sofort mit der Wiederbelebung begannen. Dann gings für den Patienten weiter zum Tal, wo ihn die SEG mit ihrem Notfallkrankenwagen übernahm. Die anspruchsvolle Übung dauerte bis 21 Uhr und klang gemütlich bei einer Nachbesprechung mit durch den Bahnbetreiber gesponserter Brotzeit aus.