FREILASSING (ml) – Guido Fick bleibt für eine letzte vierjährige Amtsperiode Bereitschaftsleiter der Bergwacht Freilassing und wird in Zukunft von Heike Glässner als Stellvertreterin unterstützt; sie löst Herby Berger und Markus Weilacher ab, die beide nicht mehr kandidierten. Verantwortlicher für den Einsatz bleibt Hubert Mayer und für die Notfallmedizin Dr. Helmut Tanzer. Rudi Hiebl und Thomas Läpple übergeben die Ausbildungsleitung an Thomas Mayer und Franz Güntner. Niko Magg kümmert sich weiterhin um die Finanzen und Simon Maier und Georg Wimmer bleiben Revisoren. Fick und sein bisheriger Stellvertreter Markus Weilacher zeichneten ihre seit Jahrzehnten engagierten Kameraden Thomas Klein (25 Jahre), Georg Wimmer (25), Siegi Fritsch (40), Rupert Hafner (40) und Dr. Klaus Kuchlbauer (40) aus.
59 Einsätze
Derzeit gehören 30 Aktive, davon acht Anwärter, 21 ehemals Aktive und 141 Förderer zur Freilassinger Bergwacht, die aber altersbedingt immer weniger werden, für die Bergwacht aber wichtig sind, da ein gutes Drittel der Ausgaben über Spenden finanziert werden müssen. Die ehrenamtlichen Retter war 2024 bei 59 unfallfreien Einsätzen gefordert, darunter 14 in der Skiwacht des Deutschen Skiverbands (DSV). Sie betreiben die Höhlenrettungswache der Bergwacht-Region Chiemgau, leisten gemeinsam mit den Bergwachten Bad Reichenhall und Teisendorf-Anger den Bergrettungsdienst im Einsatzleitbereich Saalachtal, unterstützen gelegentlich auch die Bergwacht Berchtesgaden bei Einsätzen im Hagengebirge von ihrer Diensthütte am Seeleinsee aus und kümmern sich mit um den Pistenvorsorgedienst in den Wintersportgebieten Götschen, Jenner, Roßfeld und Obersalzberg. Am meisten los war im August (8 Einsätze) Januar und Juli (jeweils 7). 22 Einsätze fanden auf den Skipisten im inneren Landkreis statt, gefolgt vom Hochstaufen (14), Lattengebirge (8), Karlstein-Thumsee (4), Reiteralpe (3), Fuderheuberg (2), Ristfeuchthorn (2), Teisenberg (2), Müllnerhorn (1) und Zwiesel (1). 22 Einsätze waren für Ski- und Snowboardfahrer, 19 für Bergsteiger, sieben für Wanderer, drei für Gleitschirmpiloten, zwei für Mountainbiker und jeweils einer für Schneeschuhwanderer und Kletterer. Kurios war, dass bei der 100-Jahr-Feier ein alter Film aus den 80-er Jahren über eine Seilbahn-Rettungsübung mit dem Bundeswehr-SAR-Hubschrauber in Oberjettenberg lief und genau dieses Szenario dann wenige Tage später tatsächlich passierte (wir berichteten).
Extra Spenden für 100-Jahr-Feier gesammelt
Kassenwart Niko Magg stellte für 2024 knapp über 35.000 Euro an Einnahmen rund 35.700 Euro an Ausgaben gegenüber, darunter fast 12.700 Euro für Verwaltungs- und Telefonkosten und Ehrungen, darunter auch das große Fest zum 100-jährigen Jubiläum, fast 6.200 Euro für Ausrüstung und Geräte, über 5.000 Euro für Dienstbekleidung, fast 3.000 Euro für Versicherungen, jeweils rund 2.300 Euro für Autokosten und Geräte-Instandhaltung, knapp über 2.000 Euro für Raum-Instandhaltung und Nebenkosten, knapp über 1.400 Euro für die Höhlenrettung, fast 600 Euro für die Ausbildung und über 200 Euro für medizinisches Verbrauchsmaterial. Diesen Aufwand finanziert die Bergwacht mit über 15.700 Euro an Spenden, 8.500 Euro an Erstattungen und Zuschüssen der Bergwacht Bayern für geleistete Einsätze und Vorhaltung, über 2.100 Euro sonstige Erstattungen und Eigenanteile der Kameraden für Ausrüstung und rund 3.500 Euro an Fördermitglieder-Beiträgen. „Der Anteil an Spenden war 2024 deshalb besonders hoch, da wir speziell für unsere 100-Jahr-Feier zusätzlich gesammelt hatten, damit dieses Geld nicht für die eigentlichen Aufgaben fehlt“, erklärt Magg.
Generationswechsel in der Ausbildungsleitung
Ausbildungsleiter Rudi Hiebl und sein Mitstreiter Thomas Läpple übergeben ihr Amt an ihre Nachfolger Thomas Mayer und Franz Güntner und damit an die nächste Generation; zusammen mit den weiteren Ausbildern Steffi Auer, Fabian Ehrler, Guido Fick, Simon Maier, Hubert Mayer und Georg Wimmer zeichnen sie maßgeblich dafür verantwortlich, dass die aktiven Einsatzkräfte für die oft sehr unterschiedlichen und auch komplexen Einsätze gut vorbereitet sind und dass die Anwärter alles lernen, was sie für die Prüfungen und im späteren aktiven Dienst können und wissen müssen – es geht ums persönliche Können im Skifahren und Klettern, Bergrettung im Sommer und Winter, Notfallmedizin, Dokumentation, Blaulichtfahrten und Fahrten im Gelände, Luftrettung, Höhlenrettung, Lawinenkunde, und auch Naturschutz. In seinem letzten Bericht als Ausbildungsleiter blickte Hiebl auf 46 lokale, regionale und überregionale Veranstaltungen für die 22 aktiven Einsatzkräfte und acht Anwärter zurück, bei denen fast 600 ehrenamtliche Stunden zusammenkamen, rund die Hälfte in der allgemeinen Ausbildung, ein Viertel in der Flugrettung, ein Sechstel bei speziellen Anwärter-Terminen und ein Zehntel in Spezialausbildungen. Im Schnitt waren bei den 33 internen Terminen sechs Teilnehmer dabei. Von den derzeit sechs Anwärtern und zwei Anwärterinnen nahmen drei am Eignungstest Sommer, zwei am Eignungstest Winter, drei an der Sommerprüfung und einer an der Naturschutzprüfung teil. Zwei Freilassinger investierten überregional als Ausbilder für Luftrettung, Notfallmedizin und Höhlenrettung bei Fortbildungen, Eignungstests und Besprechungen über 200 Stunden.
Sieben Übungstouren in Höhlen
Höhlenrettungschef Hubert Mayer berichtete von den zwei Ausbildungen und sieben Höhlentouren der aktuell 17 aktiven Höhlenretter aus Freilassing (9), Berchtesgaden (3), Marquartstein (2), Bergen (1), Marktschellenberg (1) und Ramsau (1), von denen zwei über eine Sprengberechtigung verfügen und damit im Einsatz auch Engstellen in einer Höhle erweitern können, wenn sich dahinter ein sonst nicht erreichbarer Verletzter befindet, der dann auch liegend abtransportiert werden muss. Drei sind als Rettungsassistenten und zwei als Rettungssanitäter medizinisch ausgebildet; 14 haben neben der umfangreichen internen Ausbildung beide Ausbildungsmodule der Bergwacht Bayern für die Höhlenrettung absolviert, zwölf das erste Modul. In den Höhlentouren (Hennaloch, Adventhöhle, oberer Winzling, Brunnecker Höhle, Nixloch, Kolowrathöhle, Schellenberger Eishöhle) trainierten im Schnitt drei bis sieben Retter die Einseiltechnik mit Abseilgeräten und Steigklemmen in senkrechten Schächten, die Orientierung unter Tage, die Gesteinsbearbeitung, Kameradenrettung, Transporttechniken für die Trage, die Gegenzugmethode, Seilbahnen, Flaschenzüge, das Begehen von Wasserhöhlen und den Höhlenfunk Cavelink, wobei sie in Übungsszenarien technische und medizinische Aufgaben lösen mussten. Höhepunkt war eine Übung in der Schellenberger Eishöhle im Untersberg, bei der 13 Retter aus dem Chiemgau und von den benachbarten Höhlenrettungen Samerberg und Weilheim mitmachten (wir berichteten). Zehn Tage fielen für Arbeits-, Instandhaltungs- und Putzaktionen ab, wobei 60 Stunden zusammenkamen. Die Freilassinger Höhlenretter sind grenzüberschreitend gut vernetzt und arbeiten bei Einsätzen überregional mit anderen Teams eng zusammen, darunter die bayerischen Höhlenrettungswachen, die Salzburger Höhlenrettung und der Höhlenrettungsverbund Deutschland (HRVD).
Einbruchsversuch und wilde Biwaks am Seeleinsee
Seeleinsee-Hüttenwart Thomas Läpple stellte fest, dass wiederholt Unbekannte direkt vor der Hütte biwakiert, das Brennholzlager der Bergwacht für ihr Lagerfeuer ausgeräumt und ihre Notdurft direkt am Gebäude verrichtet hatten. Er berichtete, dass die Diensthütte an 91 Tagen mit 281 Belegungen regulär gut ausgebucht war, darunter von den Bergwachten Teisendorf-Anger (112), Freilassing (106) und Bad Reichenhall (8), vom Vermessungsamt (39), das die alpine Grenze neu kennzeichnen musste, vom Kaminkehrer (12), der den Ofen und Schornstein kostenlos wartet und vom Nationalpark (4). Neben den vielen regulären Putz-, Trage-, Versorgungs- und Wartungsarbeiten gabs 2024 neue Matratzen, eine gespendete Elektrokettensäge, und nach einem Einbruchsversuch mussten die Schlösser getauscht werden. Zu einem Kostenfaktor entwickeln sich mittlerweile auch die recht empfindlichen und früher noch günstigen Glühstrümpfe für die Gaslampe, von denen allein 2024 zehn Stück verbraucht wurden und die mittlerweile bis zu 30 Euro pro Stück kosten.
Lob und Dank
Zahlreiche Ehrengäste der Stadt, der Gemeinden und der befreundeten Organisationen bedankten sich in Grußworten und im persönlichen Gespräch für die kameradschaftliche Zusammenarbeit mit der Bergwacht, darunter Freilassings Bürgermeister Markus Hiebl, die Feuerwehrkommandanten Rochus Häuslmann und Martin Waldhutter, Salzburgs Höhlenrettungschefin Monika Feichtner und ihre Kameradin Petra Grill, BRK-Bereitschaftsleiter Tobias Krinke, der neue Ortsbeauftragte des Technischen Hilfswerks (THW), Justus Bossenmaier und Matthias Graßpointner vom Deutschen Alpenverein (DAV). Hiebl versprach, den mittlerweile bescheidenen 160-Euro-Zuschuss der Stadt für die Bergwacht notfalls ähnlich wie die Bundespolitik „aus einem Sondervermögen aufzumörteln“ und sprach angesichts der 100-Jahr-Feier, der vielen jungen Bergretter und der geehrten Jubilare vom „Zeichen der Beständigkeit“; er rief die Ehrenamtlichen dazu auf, die teils kuriosen Geschichten bei Einsätzen am Berg weiterhin an die Leute zu bringen, „denn nur so können wir aus Fehlern lernen!“ Martin Waldhutter verabschiedete sich nach 31 Jahren als Feuerwehrkommandant und guter Nachbar im gemeinsam genutzten Gebäude in Mitterfelden und Justus Bossenmaier stellte sich als neuer THW-Chef vor und versprach der Bergwacht, bei Bedarf auch weiterhin mit schwerem Gerät unterstützen zu können. Feichtner lobte die grenzenlose Zusammenarbeit und lud die Freilassinger Höhlenretter dazu ein, bei einer Dokumentation der Sendung „Bergwelten“ über die Salzburger Höhlenrettung auf „ServusTV“ mitzumachen: „Ohne Euch wird das nicht gehen, denn ihr gehört seit vielen Jahren einfach dazu!“