Heimische Bergwacht übt erstmals mit dem neuen SAR-Hubschrauber der Bundeswehr
Rettungswinden-Training bei Sonnenuntergang auf der winterlichen Nordseite des Hochstaufens
PIDING/INZELL (ml) – 21 ehrenamtliche Einsatzkräfte der Bergwachten Bad Reichenhall, Berchtesgaden, Freilassing, Marktschellenberg, Ramsau und Teisendorf-Anger haben diese Woche erstmals mit einem der bundesweit insgesamt sieben neuen SAR-Hubschrauber der Bundeswehr auf der winterlichen Nordseite des Hochstaufens Rettungswinden-Einsätze im alpinen Gelände geübt. Deutschland hat bis März 2021 als Ersatz für die in die Jahre gekommenen Bell UH-1D (aufgrund seines unverwechselbaren Klangs als Teppichklopfer bezeichnet) sieben Maschinen des auf der zivilen Version H145-D2 basierenden Helikopters beim SAR-Dienst für Luftfahrzeuge in Deutschland in Dienst gestellt. Die SAR-Variante wird als Leichter Unterstützungshelikopter Search and Rescue (LUH SAR) bezeichnet und von der 7. Staffel des Transporthubschrauberregiments 30 der Heeresflieger in Niederstetten südlich von Würzburg betrieben.
Die Technik des H145 in der SAR-Variante ist auf neuestem Stand: leistungsstarke Triebwerke, große Reichweite, Autopilot zur Unterstützung auch bei schwierigen Sicht- und Wind-Verhältnissen, Wärmebild-Kamera, Suchscheinwerfer, weitere Ortungssensoren zur Suche aus der Luft, Nachtflug-Ausrüstung und eine 90-Meter-Außenwinde, mit der auch Rettungen an hohen Felswänden, in tiefen Schluchten und Wäldern möglich sind. Die sieben H145 LUH SAR sind an drei Standorten stationiert und vorrangig für den nationalen zivilen SAR-Dienst im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums ausgerüstet – sie rücken immer bei so genannten Luftnotlagen aus, also wenn ein Flugzeug notlanden muss, abstürzt oder verschwindet und dann im Gelände gesucht werden muss. Der LUH SAR ist wie ein ziviler Rettungshubschrauber für die medizinische Versorgung eines Patienten bei Bedarf mit Notarzt und Notfallsanitäter besetzt und verfügt über notfallmedizinische Schnellwechsel-Ausrüstung. Die zivilen Leitstellen und Organisationen im Rettungsdienst, also auch die Bergwacht, können den Hubschrauber subsidiär im Rahmen der so genannten dringenden Eilhilfe anfordern.
Übungsleiter Guido Fick, Michael Vierling und Matthias Wich hatten vorab drei Stationen auf steilen Schotter- und Schneerinnen und im unteren Staufenkar eingerichtet, an denen die mit der Winde vom Heli abgesetzten Retter Verstiegene im Absturz-Gelände sichern und verletzte Abgestürzte medizinisch versorgen und in den Luftrettungssack einpacken mussten. Die Feuerwehren Anger, Ainring, Piding und Bad Reichenhall, die Bergwacht Berchtesgaden und die Rettungshubschrauber-Station „Christoph 14“ stellten dafür insgesamt sieben Puppen mit einem Gewicht von je 70 bis 80 Kilo zur Verfügung, die die Einsatzkräfte sonst vor allem bei der Atemschutz-Ausbildung zur Simulation von Rettungen aus einem verrauchten Gebäude verwenden. Florian Neubauer und Michael Renner betreuten als Stationsausbilder in den Rinnen nördlich unterhalb des Pidinger Klettersteigs eine Abseilstelle und einen Standplatz, an denen die teilnehmenden Bergretter Verstiegene im Rettungssitz sichern mussten, damit sie dann vom Heli mit der Winde aufgenommen und ausgeflogen werden konnten. Durch den stellenweise hohen und dichten Bergwald, die wechselnden Wind-Verhältnisse und die tief eingeschnittenen Rinnen sind solche geländenahen Flüge in der Dämmerung und bei Dunkelheit auch für die Besatzung anspruchsvoll, wobei die moderne Technik im neuen LUH SAR für alle Beteiligten die Sicherheit erhöht.
Die SAR-Flieger der Bundeswehr sind für ihr fliegerisches Können von der Bergwacht hoch geschätzt und haben die Ehrenamtlichen in den vergangenen Jahren immer wieder bei besonders schwierigen Einsätzen unterstützt, darunter zuletzt im August 2019 bei einem Flugzeugabsturz in der Nordostwand des Bogenhorns, im Juli 2016 bei zwei schwierigen Rettungen in der Watzmann-Ostwand und im April 2016 bei einer nächtlichen Rettung eines abgestürzten, schwer verletzten 16-jährigen Afghanen in der Talrieße am Fudeheuberg.