Rotes Kreuz wirbt nach über zehnjähriger Pause wieder um neue Mitglieder
Arbeit der Ehrenamtlichen wird zum größten Teil über Spenden finanziert
BERCHTESGADENER LAND – Ab 11. März 2024 wirbt das örtliche Rote Kreuz nach einer rund zehnjährigen Pause einige Wochen lang wieder im inneren Landkreis aktiv um neue Förderer, die die ehrenamtliche Arbeit des Wohlfahrtsverbands im Landkreis finanziell unterstützen und sich durch ihre Mitgliedschaft den kostenlosen Rückholdienst bei Unfällen oder Erkrankungen im In- und Ausland sichern wollen. „Unser Werbeteam setzt sich aus sympathischen Studenten zusammen, die in Rotkreuz-Kleidung auftreten und sich durch einen Rotkreuz-Ausweis legitimieren können“, erklärt der ehrenamtliche BRK-Kreisbereitschaftsleiter Florian Halter (rechts stehend), der die Aktion leitet – zusammen mit BRK-Kreisgeschäftsführer Tobias Kurz (links) und Andreas Fiebig (rechts knieend), dem Ansprechpartner für die Fördermitglieder in der Kreisgeschäftsstelle. Von Haus zu Haus unterwegs sind (stehend von links) Antonio Gomes Raimundo (24), Jan Rieck-Blankenburg (21), Benedikt Wedler (23), Lea Getto (20), Johanna Seegers (23), Ludwig Lange (26), Eva Hofbauer (19), (knieend von links) Peter Atanassov (25), Janne Mikkel Petri (22), Ilja Garlizkij (20), Arpad Horkovics-Kovats (19) und Amy Schiml (19). Wer sich unsicher ist und Angst vor Trittbrettfahrern hat, kann zusätzlich unter www.brk-bgl.de/werber auf dem Gruppenbild überprüfen, ob die Besucher an der Haustüre auch tatsächlich vom Roten Kreuz kommen.
Im Berchtesgadener Land bietet das Bayerische Rote Kreuz (BRK) mit seinem komplexen Hilfeleistungssystem und vielen Sozialen Diensten ein umfassendes Angebot für ältere, behinderte, kranke, in Not geratene und verletzte Menschen, engagiert sich in der Jugendarbeit und bildet die Bevölkerung in Erster Hilfe aus. Die breite Basis dafür bildet ein engagiertes Team aus vielen hundert ehren-, neben- und hauptamtlichen Mitarbeitern, die sich in den vier Gemeinschaften BRK-Bereitschaften, BRK-Wasserwacht, Bergwacht im BRK und Jugendrotkreuz (JRK), in den Sozialen Diensten, im Rettungsdienst und Krankentransport und in der Ausbildung engagieren. Damit diese Hilfe auch möglichst rasch und überall bei den Menschen ankommt, sind allein im Landkreis über 100 Rotkreuz-Fahrzeuge unterwegs. Zum BRK im Berchtesgadener Land gehören rund 600 haupt- und nebenamtliche Mitarbeiter und über 1.300 Ehrenamtliche in den BRK-Bereitschaften, in der BRK-Wasserwacht, in der Bergwacht im BRK, im JRK und in der Wohlfahrts- und Sozialarbeit. Der BRK-Kreisverband und die Sozialservice-Gesellschaft (SSG) des BRK, die in Bad Reichenhall drei Seniorenheime betreibt, arbeiten bei der Betreuung, Versorgung und beim Transport von Pflege-Patienten eng und abgestimmt zusammen. Die Fördermitglieder unterstützen mit ihrem Beitrag vor allem die ehrenamtlichen Einsatzkräfte beim Unterhalt von Fahrzeugen, Gebäuden und Ausrüstung und in der Aus- und Fortbildung finanziell, wobei die Zahl der Förderer während der vergangenen Jahre rückläufig war. „Dabei ist erfahrungsgemäß nicht die allgemeine Spendenbereitschaft gesunken; der Kuchen verteilt sich nur auf immer mehr Organisationen und Vereine“, erklärt Kurz, der nicht abschätzen kann, ob das BRK in einigen Jahren noch alle laufenden Kosten im Ehrenamt decken kann.
Neben der Gewissheit, etwas Gutes für die Region zu tun, lässt sich der Mitgliedsbeitrag als Spende von der Steuer absetzen. „Wir brauchen vor allem treue Förderer, damit wir Gebäude, Ausrüstung und Autos auch dauerhaft unterhalten können“, betont Kurz. Fördermitglieder des BRK können den Betrag ihrer finanziellen Unterstützung frei wählen und profitieren beispielsweise von einer kostenlosen, weltweiten Aus- und Inlandsrückholung per Flugzeug oder Krankenwagen in die Heimatklinik. Die Rückholung wird, sofern kein Flugzeug notwendig ist, von eigenen Mitarbeitern des BRK-Kreisverbands durchgeführt.
Immer mehr ältere Menschen, ein Massenanfall an Verletzten, Klima-Risiken und neue Gefahren durch Terrorismus und Krieg: Die Aufgaben des Roten Kreuzes werden durch den gesellschaftlichen Wandel und neue Bedrohungen immer umfangreicher. „Für solche Herausforderungen brauchen wir eine solide finanzielle Grundlage. Das Fatale an Großschadenslagen und Katastrophen ist, dass man nicht weiß, wann und wo sie sich ereignen. Dennoch müssen unsere Einheiten auch auf dem Land in der Lage sein, sofort bei Unglücken effizient helfen zu können“, erklärt Halter. BRK-Fördermitglieder unterstützen durch ihren regelmäßigen Beitrag die ehrenamtliche Rotkreuz-Arbeit im Landkreis und helfen den Freiwilligen, ihre vielfältigen Aufgaben erfüllen zu können:
- Erweiterter Rettungsdienst und Katastrophenschutz (Schnell-Einsatz-Gruppen) mit Sanitätsdiensten, Spitzenabdeckungen, Kriseninterventionsdienst (KID), Katastrophenschutz, Wasserrettungsdienst, Schwimmkursen und Wachdiensten an den Seen und in den Bädern.
- Ausbildung der Bevölkerung in Erster Hilfe
- Herzenswunsch Hospizmobil
- Jugendarbeit im Jugendrotkreuz, in der Wasserwacht und in den Bereitschaften
- Soziale Dienste wie häusliche Pflege, Tagespflege, Hausnotruf, Essen auf Rädern, Betreuter Fahrdienst, Seniorenbetreuung
Bedingt durch Wetter, Tourismus, Verkehr und weitere Faktoren gibt es immer wieder so genannte Einsatzspitzen mit besonders vielen Notfällen und Krankentransporten gleichzeitig, wobei die ehrenamtlichen BRK-Bereitschaften dann die reguläre Rettungsdienst-Vorhaltung mit ihren eigenen Sanitätern und Fahrzeugen ergänzen. 2022 versorgten und transportierten sie 48 Patienten – bei Unfällen & Bränden, bei internistischen Notfällen sowie bei Engpässen im Krankentransport. „Dieses sinnvolle Plus an Sicherheit für die Menschen im Landkreis leisten wir ausschließlich ehrenamtlich; die zusätzlichen Fahrzeuge und Ausrüstung müssen aber komplett mit Spenden aus der Bevölkerung finanziert werden“, betont Halter, der vor allem bei der schwierigen Finanzierung der Garagen auf Unterstützung hofft. Geografisch ist das Berchtesgadener Land aufgrund der Berge gerade im südlichen Landkreis von den Nachbarregionen abgeschnitten. Wenn alle regulären Rettungsmittel bereits im Einsatz sind, kann die Leitstelle deshalb auf die SEG´n zurückgreifen. Die BRK-Bereitschaften im Landkreis halten zur Ergänzung des Rettungsdienstes und für Großschadensfälle aller Art 21 zusätzliche Fahrzeuge, sieben Anhänger und umfangreiche Ausrüstung bereit, die - genauso wie die Aus- und Fortbildung der freiwilligen Sanitäter - über Spendengelder finanziert werden. BRK-Bereitschaften gibt es in Ainring, Bad Reichenhall, Berchtesgaden, Freilassing und Teisendorf. „Unterhalt und Ausrüstung kosten auch bei der BRK-Wasserwacht jede Menge Geld. Ohne Spenden wäre vieles bei uns überhaupt nicht möglich“, erklärt die Kreis-Vorsitzende Sabrina Schauer, der die Kosten für die persönliche Schutzausrüstung eines Wasserretters auf über 1.000 Euro beziffert. „Bei über 100 Wasserrettern im Landkreis kommt so ganz schön viel zusammen, zumal bestimmte Ausrüstungsgegenstände wie Seile aus Sicherheitsgründen immer wieder ausgetauscht werden müssen.
Samy Sautner (20) und Lucas Glod (22; Zweiter und Dritter von links) ergänzen seit 18. März 2024 das Werber-Team und unterstützen ihre Kollegen Ilja Garlizkij (20; links) und Ludwig Lange (26; rechts).