Trost, Zuversicht und Hoffnung: Heimische Rotkreuzler des Fachdienstes Psychosoziale Notfallversorgung blicken auf ihren Einsatz für Betroffene in den Hochwasser-Gebieten zurück
BERCHTESGADENER LAND/PFAFFENHOFEN (ml) – Die ehrenamtlichen Einsatzkräfte des Fachdienstes Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) der BRK-Bereitschaften, die auch seit über 20 Jahren bewährt und etabliert den Kriseninterventionsdienst (KID) im Berchtesgadener Land stemmen, waren während der Hochwasser-Katastrophe im Juni in Reichertshofen im Landkreis Pfaffenhofen im Einsatz und haben sich dort um Betroffene gekümmert, die durch die Überschwemmungen teilweise ihr komplettes Hab und Gut verloren haben.
„Wir wollten mit unserem überregionalen Einsatz ein kleines bisschen Hilfe zurückgeben, da wir in der Vergangenheit bei Unglücken, größeren Schadenslagen und Katastrophen auch hier bei uns immer schnell und unkompliziert Hilfe und Unterstützung von Hilfsorganisationen aus anderen Landkreisen bekommen haben“, erklärt Fachdienstleiter Daniel Bechtel, der in seiner zusätzlichen Funktion als verantwortlicher oberbayerischer Bezirksfachdienstleiter die ganze Woche über damit beschäftigt war, die Lage vor Ort laufend zu bewerten und zu besprechen, den Einsatz der Schnell-Einsatz-Gruppen (SEG´n) PSNV zu koordinieren und die Teams im Schichtdienst zusammenzustellen, die die Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) Bayern für die betroffenen Gebiete in den Landkreisen Pfaffenhofen und Ingolstadt angefordert hatte.
Die fünf heimischen Einsatzkräfte aus dem Berchtesgadener Land rückten in Form einer so genannten SEG PSNV-B für Betroffene aus und gingen zusammen mit fünf weiteren bayerischen PSNV-B Einheiten in den Einsatz. „In einem Ortsteil, wo nach mehrtägiger Evakuierung erst am Vortag die Bewohner wieder zurückgekehrt waren, trafen wir als erste PSNV-B Hilfe ein. Es ging darum, in einer Art Lage-Erkundung zunächst Kontakt zur Bevölkerung aufzunehmen und sich einen ersten Eindruck darüber zu verschaffen, wie es ihnen tatsächlich geht und womit sie in dieser akuten Situation wirklich unterstützt werden können“, berichtet die stellvertretende Fachdienstleiterin Sandra Huber. In Trupps machten sich die PSNV-Fach-Einsatzkräfte auf den Weg, um die wieder in ihre Häuser zurückgekehrten Menschen zu kontaktieren. Ein zentral gelegener Wendeplatz mit Bus-Häuschen und einer kleinen Kirche, wo der örtliche Betreuungsdienst des Roten Kreuzes bereits am Morgen einen provisorischen Verpflegungsstützpunkt mit Essen und Getränken eingerichtet hatte, dienste als improvisierte Anlaufstelle, wo die Einsatzkräfte die Betroffenen auch über die weiteren Abläufe informierten.
Schnell kamen die Anwohner auf dem Platz zusammen, suchten miteinander und in einer psychosozialen Unterstützung mit den Krisenberatern das Gespräch und tauschten sich aus. Sie erzählten vom Erlebten, der Evakuierung, der Rückkehr, ihrer Verzweiflung und der jetzt anstehenden Aufgabe, die betroffenen Gebäude zunächst auszuräumen, wiederherzurichten und langfristig wieder alles aufzubauen und in einen normalen Alltag zurückzufinden, wobei bei manchen Leuten die Betroffenheit so groß war, dass sie in Erwägung zogen, die Zelte abzubrechen und wegzugehen; es lohne sich nicht, wenn man überlege, wie unendlich viel zu tun sei. Alter und Umstände würden dagegensprechen, nochmal neu anzufangen.
Betroffene tranken eine Tasse Kaffee, stärkten sich mit belegten Semmeln oder Chilli con Carne, verschnauften und konnten ihre Sorgen loswerden. Anschließend kehrten sie dann wieder zurück in ihre Häuser und arbeiteten weiter bis zur nächsten kurzen Pause. „Anfangs fast lethargisch wirkende Menschen kamen in Kontakt mit bereits emsig Arbeitenden. Sie teilten ihre Sorgen und unterstützten sich gegenseitig, wobei wir den Eindruck hatten, dass das ganze Dorf immer näher zusammenrückt; frisch Zugezogene und junge Familien wurden mit in die Reihen integriert und gleich aufgenommen. Wir trafen auf sehr dankbare Menschen, aber der Ausnahme-Situation geschuldet auch so manch kritische Stimme, die am Ende ihrer Kräfte einfach keine Nerven mehr hatte; wir waren froh, dass wir vor allem diesen Leuten als Gesprächspartner und Zuhörer zur Seite stehen konnten, sie stabilisieren und ihnen Trost, Zuversicht und Hoffnung vermitteln konnten!“, freut sich Bechtel.